In der hessischen Stadt Kassel gibt es einen bemerkenswerten Wandel, der über die traditionellen Grenzen der Bildung und Berufserfahrung hinausgeht. Lara Yörük, eine ehemalige Informatikerin, hat sich entschieden, den Schritt in ein duales Studium der Hebammenkunde zu wagen. Sie studiert an der Hochschule Fulda und arbeitet gleichzeitig im Klinikum Kassel. Yörük ist nun im dritten Semester und berichtet von ihrer eindrucksvollen Reise.
Die Entscheidung für den Weg als Hebamme fiel während ihrer eigenen Schwangerschaft. Die positive Erfahrung mit den Hebammen ließ Yörük erkennen, dass sie einen neuen Berufsweg einschlagen möchte. „Die emotionale Unterstützung und Begleitung, die ich selbst erfahren habe, möchte ich jetzt anderen Frauen bieten“, erklärt sie. Dieser Wechsel in der Lebensmitte ist in Deutschland nicht unüblich, denn viele Berufstätige suchen nach neuen Herausforderungen.
Das duale Studium im Detail
Das duale Studium der Hebammenkunde, das an der Hochschule Fulda in Kooperation mit dem Klinikum Kassel angeboten wird, umfasst 2200 Stunden praktische und 2400 Stunden theoretische Ausbildung. Es bietet eine umfassende Vorbereitung auf die komplexen Anforderungen des Hebammenberufs. Nach sieben Semestern schließen die Studierenden mit dem Bachelor of Science ab und erhalten die Berufszulassung als Hebamme.
- Empfohlene Zugangsvoraussetzungen:
- Fachhochschulreife, Abitur oder abgeschlossene Pflegeausbildung
- Aktuelles Gesundheitszeugnis und erweitertes Führungszeugnis
Die Prüfungen setzen sich aus mündlichem, schriftlichem und praktischem Teil zusammen, wobei zwei der drei Teile in der Praxis durchgeführt werden. Ein interessanter Aspekt ist die Examensgeburt, die simuliert in Skills-Labs durchgeführt wird, um die Studierenden auf reale Geburtsbegleitungen vorzubereiten.
Besonders bemerkenswert ist, dass Yörük nicht nur theoretisches Wissen erwirbt, sondern auch praktische Erfahrungen im Kreißsaal und auf der Wochenbettstation sammelt. Ihre bisherigen Erfahrungen umfassen emotionale Momente, wie sie sie während ihrer ersten begleiteten Geburt erlebt hat. Sie hat jedoch auch kritische Situationen, wie die Begleitung eines Extremfrühchens, gemeistert, was ihre Fähigkeiten und ihr Einfühlungsvermögen auf die Probe stellte.
Unterstützung und Herausforderungen
Am Klinikum Kassel wird Yörük durch erfahrene Praxisanleiterinnen unterstützt, die speziell geschult sind, um den Studierenden während ihrer praktischen Ausbildungsphasen zur Seite zu stehen. „Mit jeder Geburt lerne ich mehr dazu und entwickle ein besseres Verständnis für die unterschiedlichen Schmerzempfindungen der Frauen“, reflektiert sie. Diese Einsicht zeigt die Wichtigkeit des austauschenden Lernens und der kontinuierlichen Weiterbildung in diesem Berufsfeld.
Gerade in Anbetracht der bevorstehenden Prüfungen im Februar, die unter Zeitdruck Notsituationen simulieren, wird Yörüks Informatikstudium zu ihrem Vorteil. „Die strukturierten Denkansätze helfen mir bei der Dokumentation von Patientendaten und dem effizienten Umgang mit Informationen“, sagt sie.
Das duale Studium in der Hebammenkunde am Klinikum Kassel hat das Ziel, zukünftige Hebammen nicht nur in der praktischen, sondern auch in der theoretischen Ausbildung umfassend zu qualifizieren. Schwerpunkte umfassen unter anderem Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett. Zudem lernt Yörük, wie wichtig eine klare Kommunikation und Reflexion über das Erlebte ist, um die Versorgung von Frauen und deren Familien optimal zu gestalten.
Insgesamt zeigt Yörüks Weg, dass ein Berufswechsel in der Lebensmitte nicht nur möglich ist, sondern auch bereichernd für das eigene und das Leben anderer sein kann. Ihr Studium und die damit verbundenen Erfahrungen versetzen sie in die Lage, eine fundierte und einfühlsame Unterstützung zu bieten, die für werdende Mütter von unschätzbarem Wert ist.