Am 22. Januar 2025 wird der Streit um die Ganztagsbetreuung an Grundschulen in Hessen erneut entfacht. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen widerspricht vehement den Aussagen des Kultusministers Armin Schwarz, der die Situation als gut aufgestellt beschreibt. Die GEW hingegen warnt, dass der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab dem Schuljahr 2026/27 gefährdet sei. Der aktuelle Bedarf an Ganztagsplätzen werde nicht annähernd gedeckt, was dringende Maßnahmen notwendig macht.
Laut dem Deutschen Jugendinstitut haben 78% der Eltern mit Grundschulkindern einen Bedarf an Ganztagsplätzen. Gleichzeitig kann das vorhandene Angebot nur 72% dieses Bedarfs ansprechen. Thilo Hartmann von der GEW Hessen weist darauf hin, dass diese alarmierenden Zahlen dem Kultusministerium bekannt sein sollten, was die Kritik an dessen Umsetzung des Ganztagsangebots nur verstärkt.
Die Herausforderungen der Ganztagsbetreuung
Ein zentrales Problem sei der prekäre Zustand der Anstellung im Ganztag. Die Einsätze von Honorarkräften anstelle von festangestellten Lehrkräften und Erzieher:innen sind an der Tagesordnung. Die GEW kritisiert diese Praxis scharf. Die Betreuung in den Schulen erfolgt meist durch eine Mischung aus freien Trägern, kommunalen Gesellschaften und Fördervereinen. Tarifverträge oder sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse sind nach Angaben der GEW nicht die Regel.
Die Gewerkschaft spricht sich dafür aus, alle im Ganztag tätigen Personen beim Land anzustellen. Die aktuelle Situation beeinträchtigt die Qualität der Betreuung und die Möglichkeit einer zielgerechten Steuerung. Unklarheiten über Personalstärke, Stundenumfang, Qualifikation und die Arbeitsbedingungen erschweren eine attraktive Ganztagsbetreuung.
Forderungen nach qualitativer Verbesserung
Die GEW plädiert nicht nur für eine bessere Anstellungssituation, sondern fordert auch verbesserte Rahmenbedingungen für hochwertige Bildung. Eine Stärkung der frühkindlichen Bildung sei essenziell, um einen gleichberechtigten Zugang zu Bildungsangeboten für alle Kinder zu gewährleisten. In Anbetracht der dringenden Warnungen aus der Gewerkschaft ist die Bildungspolitik gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um den Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung zu adressieren, wie in zahlreichen Studien, unter anderem dem Bildungsbericht 2022, hervorgehoben wird.
Die Zukunft der Ganztagsbetreuung in Hessen steht also auf der Kippe. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die politischen Entscheidungsträger auf die signifikanten Herausforderungen reagieren, um die Bedürfnisse der Familien und die Qualität der Bildung zu sichern.