In Weilmünster ist die Zukunft der Kliniken und Einrichtungen in Gefahr, wie eine aktuelle Open Petition zeigt. Diese setzt sich für den Erhalt der Kliniken für Neurologie und Psychosomatik, des Pflegezentrums sowie der Serviceabteilungen ein. Initiatoren sind der Betriebsrat des Vitos Klinikums, der auf die unsicheren Fördergelder des Bundes für einen geplanten Klinikneubau in Weilburg hinweist.
Diese Unsicherheit hat nicht nur Auswirkungen auf über 400 Arbeitsplätze, sondern auch auf die medizinische Versorgung der Region. Die Vitos Klinik für Neurologie gehört zu den größten neurologischen Akut- und Versorgungskliniken Deutschlands. Ihre lange Tradition und der überregionale Ruf werden durch die Gefahr des Wegfalls der Unterhaltung bedroht.
Klinikleistungen und Auszeichnungen
Im vergangenen Jahr behandelte die Klinik für Neurologie 3.777 stationäre und über 2.500 ambulante Fälle, was einem wirtschaftlichen Leistungsanstieg von 18 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ein besonders bedeutender Aspekt ist die zertifizierte Stroke Unit mit sieben Betten, die fast 600 Schlaganfälle im Jahr 2024 versorgte. Diese Abteilung bietet ein einzigartiges Gesamtpaket neurologischer Leistungen in der Region und wurde während der Coronapandemie für die Behandlung schwerstkranker Patienten gelobt.
Die Klinik für Psychosomatik hat zudem in einer Top-10-Liste des Magazins FOCUS einen Platz unter den besten Krankenhäusern Deutschlands erlangen können. Diese Erfolge stehen jedoch nun auf der Kippe, und die Mitarbeiter suchen dringend nach Zukunftsoptionen, um die Einrichtungen und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten.
Standortproblematik und Zukunftskonzepte
Bereits 2019 erkannte das Vitos Unternehmen, dass der Standort Weilmünster langfristig nicht zukunftsfähig sei, woraufhin ein Zukunftskonzept ins Leben gerufen wurde. Ziel war es, die medizinische Qualität zu steigern und die Gesundheitsversorgung im Landkreis Limburg-Weilburg zu optimieren. Ein Kooperationsvertrag mit dem Kreiskrankenhaus Weilburg zur Verlegung der Kliniken in einen Neubau wurde geschlossen. Doch die Realisierung scheitert an unzureichender Unterstützung und ausbleibenden Förderzusagen.
Reinhard Belling, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung von Vitos, betont die Dringlichkeit, eine tragfähige Lösung zu erarbeiten, um die Patientenversorgung zu verbessern und wirtschaftlich umsetzbar zu machen. Vitos hat die Rahmenbedingungen für das Vorhaben mehrfach anpassen müssen, was durch geopolitische Entwicklungen wie den Ukraine-Krieg sowie steigende Energiekosten erheblich erschwert wurde. Zu diesen Standortproblemen kommen spezifische Herausforderungen für die wirtschaftlich defizitäre Klinik für Neurologie.
Um baldige Entscheidungen zu treffen, wird Vitos verschiedene Handlungsoptionen prüfen und mit Akteuren im Gesundheitswesen kommunizieren. Diese Überprüfung soll bis Anfang April 2025 abgeschlossen sein.
Die Gesundheitsausgaben in Deutschland sind bereits 2022 auf 498 Milliarden Euro gestiegen, was 12,8 % des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, wie die Bundeszentrale für politische Bildung berichtet. Diese wachsenden Kosten machen den Erhalt von Einrichtungen wie den Kliniken in Weilmünster umso notwendiger. Die Petition ist ein deutliches Signal und zeigt, wie wichtig die Kliniken für die Menschen in der Region sind.