Die Wanderausstellung #StolenMemory der Arolsen Archives ist derzeit vor dem Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen zu sehen. Diese innovative Ausstellung thematisiert die Schicksale von Menschen, die in Konzentrationslagern inhaftiert und ermordet wurden. Sie ist ein Teil einer langfristigen Kampagne, die Erinnerungsstücke, die NS-Verfolgten geraubt wurden, an deren Familien zurückgeben will. Bislang konnten über 900 Familien gefunden werden, die im Rahmen dieser Initiative bereits Gegenstände zurückerhalten haben, berichtet vorsprung-online.de.
Die Arolsen Archives bewahren persönliche Gegenstände von etwa 2.000 ehemaligen KZ-Häftlingen auf. Dazu gehören Eheringe, Uhren, Füller und Brieftaschen, die oft die letzte Verbindung zu den Opfern darstellen. Die Gegenstände stammen aus mehr als 30 Ländern, überwiegend aus Polen, Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion. Insbesondere die Effekten aus dem KZ Neuengamme, aber auch aus dem KZ Dachau spielen eine zentrale Rolle in der Ausstellung und der damit verbundenen Rückgabekampagne, erläutert arolsen-archives.org.
Einblick in die Ausstellung
Die Ausstellung #StolenMemory gliedert sich in zwei Hauptteile: „Gefunden“ zeigt die zurückgegebenen Gegenstände und deren Geschichten, während „Gesucht“ die Objekte präsentiert, die noch auf Rückgabe warten. QR-Codes in der Ausstellung ermöglichen es den Besuchern, auf Videoportraits von Angehörigen ehemaliger Häftlinge zuzugreifen. Diese multimediale Ergänzung soll die emotionalen Verbindungen zwischen den Objekten und den Geschichten der betroffenen Familien stärken. Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, hebt hervor, wie bedeutend die Rückgabe dieser Gegenstände für die Angehörigen ist, da sie oft von unschätzbarem Wert für diese Familien sind.
Die Ausstellung hat seit ihrer Eröffnung im August 2020 bereits viele europäische Städte wie Paris, Warschau, Moskau, Barcelona und Venedig besucht. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für die Schicksale der NS-Opfer zu schärfen und die Geschichte des Holocaust lebendig zu halten. Die Ausstellung ist bis zum 3. April 2023 täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet und wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie dem Auswärtigen Amt finanziell unterstützt.
Bildungsmaterialien und Unterstützung durch Freiwillige
Begleitend zur Ausstellung bieten die Arolsen Archives die Website stolenmemory.org an, welche animierte Filme und pädagogisches Material bereitstellt, das kostenlos heruntergeladen werden kann. Diese Materialien sind gezielt für die Integration von #StolenMemory in den Schulunterricht und die internationale Jugendarbeit konzipiert. Die aktive Suche nach Familien der NS-Opfer wird zudem durch Freiwillige unterstützt, die aus verschiedenen Ländern kommen und teilweise vor Ort Hilfe leisten. Dabei spielt auch Social Media eine wichtige Rolle in der Öffentlichkeitsarbeit und Mobilisierung von Unterstützung.
Die Arolsen Archives gelten als die größte Sammlung über die Verfolgung durch das NS-Regime weltweit. Ihre Dokumente sind heterogen und bieten einen tiefen Einblick in die Biografien der Verfolgten. Eine umfassende Übersicht über die verfügbaren Unterlagen kann vor einem Archiv-Besuch in Bad Arolsen durch ein Gesamtinventar recherchiert werden. Dieses Archiv ist eine wertvolle Ressource für alle, die sich mit der Geschichte und den Folgen des Nationalsozialismus auseinandersetzen möchten, so arolsen-archives.org.