Am vergangenen Sonntag kam es in Eltville (Rheingau-Taunus) zu einem schweren Vorfall während eines Jugend-Fußballspiels zwischen der JSG Eltville/Rauenthal und dem SV Zeilsheim. Der Schiedsrichter, ein 42-Jähriger, hatte kurz vor dem Ende des Spiels einen Spieler der Gastmannschaft mit einer Zeitstrafe des Feldes verwiesen. Dies führte zu einem Angriff durch drei männliche Zuschauer der Gastmannschaft, die das Spielfeld betraten und den Schiedsrichter brutal stießen und schlugen, unter anderem mit einer Assistenzenfahne. Der Vorfall endete mit leichten Verletzungen des Schiedsrichters, und die Täter verursachten zudem einen Sachschaden an der Tür des Kabinentraktes in Höhe von 1.000 Euro. Die Täter flohen vom Ort des Geschehens, während die Identität von zwei Tatverdächtigen bereits ermittelt werden konnte. Das Spiel endete mit einem klaren 2:0 für Eltville.
Weitere gewaltsame Vorfälle in Hessen am gleichen Wochenende verstärken die besorgniserregende Situation im Amateurfußball. So wurde ein Bus mit Fußballfans von Energie Cottbus auf dem Parkplatz „Nadelöhr“ bei Ronshausen attackiert, was zu teils schweren Verletzungen von neun Fans führte. Auch auf einem Parkplatz in Kronberg kam es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen einem Fußballspieler und drei Zuschauern, die ebenfalls leicht verletzt wurden. Zudem meldet die Polizei bei einem Kreisoberliga-Spiel in Maintal vier Verletzte, während Diskussionen um Schiedsrichterentscheidungen in Handgreiflichkeiten mündeten.
Gewalt gegen Schiedsrichter in Hessen
Das Hessische Innenministerium hat alarmierende Zahlen zu Gewaltvorfällen gegen Schiedsrichter im Amateurfußball veröffentlicht. In der Saison 2022/2023 wurden bei 289 Partien sowohl verbale als auch körperliche Angriffe registriert. Dies entspricht einem Anteil von 0,25 Prozent der insgesamt 113.902 Spiele ab der 5. Liga abwärts. Im Vergleich dazu gab es in der Saison 2021/2022 270 Vorfälle und in der Saison 2018/2019 gar 364 Vorfälle. Die Polizei registrierte von 2018 bis 2022 insgesamt 395 Straftaten bei Fußballspielen, wobei die Mehrheit Körperverletzungsdelikte betraf. Diese erschreckenden Trends führten zu einer verstärkten Diskussion im Hessischen Landtag über die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen die Gewalt im Amateurfußball.
Im Innenausschuss thematisierte die FDP-Fraktion insbesondere die Gewalt gegen Schiedsrichter und die erschütternden Vorfälle, die sich in jüngster Vergangenheit ereignet haben, wie die Drohung eines Vaters gegen einen 15-jährigen Schiedsrichter und der Tod eines 15-jährigen Spielers nach gewaltsamen Auseinandersetzungen. Staatssekretär Sauer bekräftigte die Unvereinbarkeit solcher Vorfälle mit den Werten des Sports. Um gegen diese Entwicklung vorzugehen, fördert die Landesregierung Projekte zur Gewaltprävention und Fairness im Sport in Kooperation mit verschiedenen Vereinen und dem Hessischen Fußballbund.
Ein Rückblick auf die Situation im Amateurfußball
Trotz der steigenden Zahl an Vorfällen im Amateurbereich zeichnet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in den letzten Jahren ein gemischtes Bild. Seit der Saison 2014/2015 ermittelt der DFB jährlich die Situation hinsichtlich Gewalt und Diskriminierung im Amateurfußball. In der aktuellen Saison 2023/2024 wurde mehr Fußball gespielt als in den Vorjahren, und der DFB berichtet von einem Rückgang gewaltsamer Vorfälle. Dennoch bleibt die Thematik weiterhin akut. Die Kampagne „Jahr der Schiris“ hat einen verstärkten Fokus auf den respektvollen Umgang im Fußball gelegt. Trotz der Zunahme an Spielen blieb die absolute Zahl der Spielabbrüche im Vergleich zum Vorjahr unter den gegebenen Werten.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die Gewalt gegen Schiedsrichter und die allgemeine Aggressivität auf und neben den Plätzen eine ernsthafte Bedrohung für die Integrität des Amateurfußballs darstellen. Die verstärkten Bemühungen der Landesregierung und des DFB sind unerlässlich, um dieses Problem nachhaltig zu bekämpfen und die Werte des Sports zu schützen. Trotz positiver Entwicklungen bleibt noch viel zu tun, um eine friedliche und respektvolle Umgebung im Amateurfußball zu gewährleisten.