Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat Insolvenz für alle seine Klinikstandorte in Rheinland-Pfalz angemeldet und zieht sich vollständig aus dem Klinikgeschäft zurück. Zum 7. Februar 2025 gab das DRK bekannt, dass elf Standorte betroffen sind, darunter die DRK-Schmerzklinik in Mainz. Der Rückzug ist das Resultat anhaltender wirtschaftlicher Herausforderungen und unsicherer gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen, die die operativen Abläufe erheblich beeinträchtigt haben. Betroffen sind auch ländliche Regionen wie Worms, Alzey und Bad Kreuznach, wo das DRK zuvor jährlich mehr als 80.000 Patienten versorgt hat.
Wie Mainzund.de berichtet, war das DRK in Rheinland-Pfalz mit circa 4.200 Beschäftigten eine bedeutende Kraft im Krankenhaussektor. Die finanzielle Lage der gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft verschlechterte sich bereits 2024 deutlich, was schließlich zum Abschluss eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung führte. Versuche, mit der Rheinischen Zusatzversorgungskasse (RZVK) eine Lösung zu finden, scheiterten, was zu erheblichen Forderungen führte und das zuvor angestrebte Sanierungskonzept zum Absturz brachte.
Fokus auf medizinische Versorgung
Am 6. Dezember 2024 meldete das DRK Insolvenz an, nachdem bereits fünf Kliniken in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht waren. Am 7. Februar 2025 stimmte das Amtsgericht Mainz dem vorläufigen Insolvenzverfahren zu. Während des Verfahrens bleibt die medizinische Versorgung an allen betroffenen Standorten gesichert, sowohl in ambulanten als auch in stationären Bereichen. Experten schätzen, dass die Dauer des Verfahrens in der Regel drei Monate umfasst, doch die künftige Perspektive für die Standorte bleibt unsicher.
Der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft bezeichnete den Rückzug des DRK als historisches Ereignis und hob hervor, dass die unzureichende Finanzierung durch die Politik eine wesentliche Rolle spielt. Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch äußerte sein Bedauern über die Situation, betonte jedoch, dass es keine Möglichkeit für finanzielle Unterstützung des Landes für insolvente Kliniken gibt. Kritik kommt auch von der CDU-Opposition, die vor einem drohenden Kliniksterben warnt, während ÖDP-Politiker grundlegende Reformen im Krankenhaussystem fordern.
Allgemeine Krankenhauskrise
Die Diagnose der Krise im Gesundheitssektor ist alarmierend. Laut einer Umfrage von 2023 machen 65% der Kliniken in Rheinland-Pfalz Verlust. Dies spiegelt die nationalen Trends wider, wonach fast jedes sechste Krankenhaus des DRK insolvent ist. ZDF berichtet von einem Defizit der Kliniken von über 14 Milliarden Euro, wobei rund 80 Prozent der Häuser rote Zahlen schreiben. DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt hebt hervor, dass die Regierungen noch nicht über sinnvolle Übergangsregelungen im Rahmen einer geplanten Krankenhausreform nachgedacht haben.
Die geplante Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach soll eine stärkere Spezialisierung der Kliniken fördern und eine teilweise Abkehr von der Finanzierung über Fallpauschalen einleiten. DKG-Vizepräsidenten warnen, dass ohne Anpassungen bis 2030 25% der Krankenhäuser insolvent sein könnten. In ländlichen Gebieten wird zudem befürchtet, dass Kliniken noch weiter benachteiligt werden, da sie oft unterfinanzierte, weniger lukrative Dienstleistungen anbieten müssen.
Zusammenfassend steht das deutsche Gesundheitssystem an einem kritischen Punkt. Mehr als 1.700 Kliniken sind im Land aktiv, doch die aktuelle wirtschaftliche Lage zwingt viele in die Knie, wie die Entwicklungen beim DRK eindrucksvoll zeigen. Es ist absehbar, dass der Gesetzgeber dringend Reformen vornehmen muss, um die medizinische Versorgung in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten. Tagesschau.de weist zudem darauf hin, dass bis zu 500 Kliniken in den Status von Polikliniken oder Ambulanzzentren rutschen könnten, was die Versorgungslage weiter verschärfen würde.