Die Geschlechterverteilung in den Berufen, insbesondere im Handwerk, ist ein Thema, das zunehmend in den Fokus rückt. Im Werra-Meißner-Kreis, wie HNA berichtet, stammen im Jahr 2023 nur 14,2 % der Auszubildenden im Handwerk von Frauen. Stephan Schenker, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Werra-Meißner, hebt hervor, dass viel zu wenige Frauen sich für männertypische Berufe entscheiden. Dies steht im klaren Kontrast zu den Bemühungen, geschlechteruntypische Berufe aktiv zu fördern.
Der „Girls‘ Day“, der Einblicke in für Frauen untypische Berufe bietet, ist eine Initiative, die darauf abzielt, solche Barrieren zu überwinden. Trotz der Bemühungen, die Berufe für beide Geschlechter zu öffnen, blieb der Anteil der Frauen in neuen Ausbildungsverträgen über die letzten zehn Jahre relativ konstant und niedrig. Im Jahr 2015 waren es nur 22 Frauen von 179 neuen Auszubildenden, und auch in 2024 zeigen die Daten mit 24 Frauen von 153 Neuverträgen keine signifikante Verbesserung.
Berufe im Fokus
Berufe wie Maler, Elektroniker, Anlagenmechaniker, Zimmerer und Tischler sind im Werra-Meißner-Kreis nach wie vor stark männlich dominiert, obwohl es auch weibliche Auszubildende wie eine Maurerin im Ausbildungszentrum der Bauwirtschaft gibt. Maria Soltmann, Sprecherin der Agentur für Arbeit, betont, dass die Wahl des Berufes stark von der Sozialisation geprägt ist. Kinderbücher, die geschlechterunabhängige Berufswahl fördern, und frühzeitige Gespräche über Geschlechterklischees seien entscheidend.
Die Problematik ist nicht auf den Werra-Meißner-Kreis beschränkt. Auch ZDF berichtet, dass in Deutschland die meisten Jugendlichen in geschlechtsspezifischen Rollen sozialisiert werden. In technischen Berufen sind Frauen stark unterrepräsentiert, während Männer in sozialen Berufen nur selten zu finden sind. Dies hat zur Folge, dass jedes Jahr rund 20.000 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt bleiben.
Ziele und Herausforderungen
Um der Underrepresentation entgegenzuwirken, ist es das Ziel Deutschlands, bis 2030 mindestens 45 % der Auszubildenden in MINT-Berufen weiblich zu machen. Momentan liegen die Zahlen bei lediglich etwa 13 %. Zudem sind nur 33 % der MINT-Studierenden an Hochschulen Frauen, was darauf hinweist, dass durchaus noch Handlungsbedarf besteht.
Statistisches Bundesamt-Daten zeigen, dass der Frauenanteil in Erwerbstätigkeiten insgesamt gestiegen ist, jedoch in bestimmten Bereichen, wie im Handwerk, weiterhin niedrig bleibt. 2023 waren nur 10,2 % der Beschäftigten im Handwerk weiblich. In der Industrie sind es 15,3 % und in der Landwirtschaft 20,7 %. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Geschlechterstereotype nach wie vor eine große Rolle bei der Berufswahl spielen.
Hinsichtlich dieser Herausforderungen ist die Rolle der Eltern und Lehrkräfte von großer Bedeutung. Diese sollten junge Menschen ermutigen, alle Berufsoptionen zu betrachten, unabhängig von Geschlechterklischees. Nur so kann ein Umdenken in der Berufswahl herbeigeführt werden und die Kluft zwischen den Geschlechtern in der Berufswelt verringert werden.