Der Kirchenkreis Werra-Meißner steht vor einer entscheidenden Herausforderung: Möglichst ein Drittel seiner 278 Immobilien, darunter Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäuser, sollen verkauft oder saniert werden. Diese Maßnahmen sind eine Reaktion auf sinkende Mitgliederzahlen und die damit verbundenen finanziellen Engpässe, wie werra-rundschau.de berichtet. Der Druck zur Konsolidierung ist groß, da die kurhessische Landeskirche insgesamt 2977 Immobilien verwaltet und seit 2014 bereits 140 Gebäude verkauft hat, um ihre finanzielle Lage zu stabilisieren.
Ein weiteres Drittel der bestehenden Gebäude soll hingegen durch die Kirchengemeinden eigenständig renoviert werden. Hierbei werden Drittmittel, Kooperationen mit Kommunen, sowie Fördervereine und Stiftungen in Anspruch genommen. Das letzte Drittel der Immobilien, hauptsächlich Kirchen in Städten und Dörfern, wird weiterhin von der Landeskirche finanziell unterstützt. Diese Strategie steht im Einklang mit einem erweiterten Konzept der Instandhaltungsplanung für Kirchengebäude, welches unter anderem in einem Forschungsprojekt an der Technischen Universität Berlin entwickelt wird. Das Projekt, unter der Leitung von Prof. Dr. Kristin Wellner, strebt die Erstellung einer Datenbank an, um sinnvolle Investitionsentscheidungen zu treffen.
Bilanzierung und Evaluation
Bis Sommer 2025 müssen die Kirchengemeinden im Kreis eine umfassende Bilanz ihrer Gebäude vorlegen. Diese wird anhand eines Ampelsystems kategorisiert: „Grün“ erlaubt Anträge zur Unterhaltung; „Gelb“ erfordert alternative Finanzierungsmodelle, während „Rot“ möglicherweise einen Verkauf notwendig macht. Die Landeskirche stellt eine Matrix mit 60 Kriterien zur Verfügung, um die Kosten und die Nutzung der einzelnen Immobilien evaluieren zu können. Vorschläge der Kirchengemeinden sind ebenfalls bis zur Sommerfrische einzureichen, bevor die Kreissynode im Herbst über die nächsten Schritte entscheidet.
Pfr. Ursula Breul aus Waldkappel hebt hervor, wie wichtig es ist, 30% der Kirchen als verzichtbar und weitere 30% für die nächsten zwei Jahrzehnte erhaltenswert zu identifizieren. In Waldkappel steht eine Grundsanierung der Kirche an, deren Kosten auf rund 140.000 Euro geschätzt werden. Der Zustand der Dorfkirche in Kirchhosbach ist ebenfalls besorgniserregend – Wasserschäden erfordern dringende Renovierungsarbeiten.
Gemeinsame Anstrengungen und Fördermittel
Die Rolle von Kommunen und Kirchen könnte entscheidend sein, um Synergien zu schaffen und die Herausforderungen durch sinkende Mitgliederzahlen gemeinsam zu bewältigen. Diese Kooperationen stehen auch im Einklang mit dem Subsidiaritätsprinzip, wodurch Kirchen und Gemeinden als wichtige Akteure im gesellschaftlichen Leben gefördert werden. Im Jahr 2000 betrug das Fördervolumen für verfasste Kirchen in Deutschland etwa zwei Milliarden Euro, wobei dies insbesondere für die Unterhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen denkmalgeschützter Gebäude relevant ist, wie kirchenfinanzen.de darauf hinweist.
Der Austausch von Wissen sowie eine strukturierte Dokumentation von Instandhaltungsmaßnahmen und damit verbundene Kosten können dabei helfen, ein deutschlandweites Baukostenkataster für Kirchen zu entwickeln. Ein so systematischer Ansatz wäre nicht nur ein Schritt in die richtige Richtung, sondern könnte auch eine Blaupause für weitere Datensammlungen in anderen Bistümern und Kirchenverbänden darstellen. Das Ziel: Die Erhaltung und Pflege von Kirchengebäuden, die einen tiefen sozialen und kulturellen Wert für die Gemeinschaft darstellen.