Der Hessische Fußball-Verband (HFV) hat mit sofortiger Wirkung ein neues Regelwerk eingeführt, das bei Nichterfüllung des Schiedsrichter-Pflichtsolls erstmals Punktabzüge für Vereine zur Folge hat. Diese Maßnahme tritt in den Mittelpunkt aktueller Diskussionen über die Schiedsrichterversorgung in Hessen, wo insgesamt 1440 Vereine dazu verpflichtet sind, Schiedsrichterstellen zu besetzen. Bedauerlicherweise haben 610 dieser Vereine dieser Verpflichtung nicht nachgekommen, was zu dieser drastischen Entscheidung führte, die von Berichten der HNA begleitet wird.
In den beiden Vorjahren erhielten säumige Vereine nur Geldstrafen, die in der aktuellen Spielzeit jedoch durch die stringentere Regelung abgelöst wurden. Bei 487 der betroffenen Clubs handelt es sich zudem um Wiederholungstäter. Diese Themen wurden bereits in der neuen Spielordnung thematisiert, die zu Beginn der Spielzeit 2022/23 in Kraft trat. Der HFV bezieht sich auf eine Vielzahl an neuen Kriterien zur Berechnung des Schiedsrichter-Pflichtsolls, die den Vereinen auch durch Informationsvideos nähergebracht werden.
Konsequenzen und Auswirkungen
Bisher wurden landesweit 33 Widersprüche gegen die Beschlüsse eingelegt, von denen sechs ganz oder teilweise angenommen wurden. Die Punktabzüge werden in dem Online-Portal „Fussball.de“ dokumentiert. In der Region Werra-Meißner sank die Zahl der bestraften Vereine von 24 auf 19. Auch die Geldstrafen verringerten sich von etwa 4500 Euro auf rund 3500 Euro, was einige Vereine als Zeichen der positiven Entwicklung betrachten. Dennoch wurden insgesamt 17 Punkte abgezogen, wobei mehr als die Hälfte davon von Mannschaften der Kreisoberliga getroffen wurde.
Die Situation hat direkten Einfluss auf den Wettbewerbsverlauf. So rutscht die SG Wehretal mit einem Abzug von zwei Punkten auf den letzten Tabellenplatz. Demgegenüber vergrößert der Tabellenführer VfL Wanfried seinen Vorsprung, da die SG Herleshausen/Nesselröden/Ulfegrund ebenfalls zwei Punkte verliert. Auch die SG Werratal muss in der Kreisliga A zwei Zähler einbüßen, während weitere Abzüge mehrere Teams in verschiedenen Ligen treffen, unter anderem den SC Eintracht Germerode und SV Schwarz-Weiß Epterode.
Schiedsrichter-Pflicht und neue Regelungen
Die Herausforderungen in der Schiedsrichterversorgung sind nicht neu; die Einführung des Schiedsrichter-Pflichtsolls wurde bereits mit verschiedenen Hilfestellungen untermauert. So können Vereine EXCEL-Dateien nutzen, um die erforderlichen Spielleitungen zu ermitteln, und haben die Möglichkeit, den Karteireiter „SR-Soll“ entsprechend zu bearbeiten. Darüber hinaus ist bei Spielgemeinschaften der federführende Verein für die Angabe verantwortlich, was die Organisation weiter verkompliziert.
Ein neuer Aspekt in der Schiedsrichterarbeit wird mit der Einführung des DFB-STOPP-Konzepts ab der Saison 2024/2025 erwartet. Dieses innovative Konzept erlaubt es Schiedsrichtern, das Spiel für Beruhigungspausen zu unterbrechen, sollte es zu Störungen oder Gewaltausbrüchen kommen. Hintergrund sind besorgniserregende Zahlen: In der Saison 2022/2023 wurden 961 Spiele wegen Gewalt- oder Diskriminierungsfällen abgebrochen, was 0,075 Prozent aller Partien ausmacht. Der Dreischritt der „Beruhigungspause“ soll dazu dienen, die Spieler und Zuschauer zu beruhigen und gewalttätigen Vorfällen präventiv entgegenzuwirken.
Für die Vereine und Schiedsrichter wird es in der nächsten Zeit entscheidend sein, sich mit den neuen Regularien vertraut zu machen, um rechtzeitig auf mögliche Konflikte reagieren zu können. Das Einhalten der Schiedsrichter-Pflicht ist dabei nicht nur eine organisatorische Herausforderung, sondern auch eine grundlegende Prämisse für den reibungslosen Ablauf des Spielbetriebs im Amateurfußball. Die Initiativen des HFV könnten somit weitreichende Auswirkungen auf die zukünftige Struktur des Fußballs in der Region haben.