In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für Apotheken im Wetteraukreis und darüber hinaus erheblich verändert. Apotheker Bernd Ulrich aus Friedberg hat beispielsweise seine Bereitschaftsdienste von früher 30 auf nunmehr nur noch 16 Dienste außerhalb der regulären Öffnungszeiten reduziert. Derzeit beträgt die Anfahrt für Patienten im Durchschnitt acht Kilometer, obwohl es vorkommen kann, dass sie bis zu 25 Straßenkilometer zurücklegen müssen. Diese Reformen sind Teil eines neuen Systems, das seit dem 1. Januar 2024 in Kraft ist und die Einteilung der Notdienste durch eine Software regelt. Ziel ist eine gerechtere Verteilung der Dienste.
Jürgen Klein, Apotheker aus Nidda, berichtet, dass auch er seine Dienste halbiert hat, von etwa 50 auf 25 pro Jahr. Während seiner Notdienste hat er jedoch eine Zunahme an Kundenanfragen festgestellt, mit 58 Anrufen in einer einzigen Nacht. Die Veränderungen haben laut Klein auch dazu beigetragen, dass seine Übermüdung während der Dienste abgenommen hat, da die Notdienste nun besser verteilt sind. Die Aufhebung der bisherigen Notdienstkreise soll eine gleichmäßige Abdeckung gewährleisten und hat insgesamt zu einer positiven Bilanz geführt; aus der Bevölkerung wurden bisher nur wenige Beschwerden geäußert.
Gestiegene Patientenanzahl und Digitalisierung
Obwohl die Anzahl der öffentlichen Apotheken im Wetteraukreis in den letzten zehn Jahren von 66 auf 56 gesunken ist, berichten Apotheker von einem Anstieg der Kundschaft während ihrer Notdienste. Bernd Ulrich verzeichnet mittlerweile 140 bis 160 Patienten pro Nacht, ein Anstieg im Vergleich zu früheren 50 bis 60 Patienten. Die Patienten fragen zunehmend telefonisch nach der Verfügbarkeit bestimmter Medikamente. Laut Apotheke Adhoc ermöglicht das neue elektronische Rezept eine schnellere Patientenversorgung, hat aber auch Auswirkungen auf die Abläufe, insbesondere wenn Medikamente nicht vorrätig sind.
Die Anzahl der Notdienste in hessischen Apotheken ist von circa 34.000 im Jahr 2023 auf rund 23.000 im Jahr 2024 gesenkt worden. Trotz dieser Reduzierung berichtet die Apothekenkammer, dass die Qualität der Versorgung nicht beeinträchtigt wurde. Patienten können sich über Apps zur Medikamenten-Abfrage und Notdienstinformationen über eine Hotline oder ein Online-Suchportal informieren. Dies verdeutlicht, wie die Digitalisierung und das E-Rezept nicht nur Abläufe erleichtern, sondern auch die Kommunikation zwischen Patienten, Apothekern und Ärzten verbessern. Die entwickelten digitalen Lösungen bieten den Apothekern eine bessere Organisation während ihrer Dienste und sollen die Patientenversorgung optimieren.