Am 24. Januar 2025 geht eine bemerkenswerte Phase der Seelsorge zu Ende: Erni Stock-Hampel, Pfarrerin und Seelsorgerin, tritt in den Ruhestand. Über Jahrzehnte hinweg hat sie Menschen in besonderen Lebenssituationen begleitet, und das oft unabhängig von einem religiösen Hintergrund. Ihr Hauptstandort war das Mathildenhospital in Büdingen, wo sie Patienten, Angehörige und Mitarbeitende mit ihrer empathischen Art unterstützte.
Die Begleitung von Menschen in herausfordernden Lebensphasen war für Stock-Hampel nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Sie schuf einen geschützten Raum für einfühlsame Gespräche, oft an den Betten der Patienten. Ihre eigene Biografie, aufgewachsen in Altenschlirf auf einem Bauernhof, beeinflusste ihre Perspektive und ihr Verständnis für die Bedürfnisse der Patienten maßgeblich. Die Theologin machte 1984 ihr Examen und forschte während eines Stipendiums in Berkeley, Kalifornien, zur feministischen Theologie.
Erfahrungen in der Hospizarbeit
In ihrer mehr als zwanzigjährigen Hospizarbeit hatte Stock-Hampel oft mit Menschen zu tun, die sich in ihren letzten Lebensphasen mit existenziellen Fragen nach dem Lebenssinn auseinandersetzten. Diese intensive Arbeit erforderte nicht nur Empathie, sondern auch ein tiefes Verständnis für die spirituellen Anliegen der Sterbenden. Zitate wie das von Woody Allen, der sagte: „Ich habe keine Angst vor dem Sterben, ich möchte bloß nicht dabei sein, wenn es passiert“, verdeutlichen die Gefühle und Befürchtungen, die viele Menschen in der Auseinandersetzung mit dem Tod empfinden.
Die Vielzahl an Aufgaben in der Palliativversorgung ist komplex und umfasst die Wertschätzung des Lebens, die Ansprache existenzieller Themen und die Gestaltung von Abschieden. Laut dem Zentrum für Seelsorge und Beratung ist das Ziel der Hospiz- und Palliativseelsorge, die Angehören und Mitarbeitenden Unterstützung zu bieten, während die professionell Tätigen in deren Sichtweise und ihren eigenen Ressourcen sowie Grenzen geschult werden.
Spiritualität als Kraftquelle
Ein zentrales Thema in der Seelsorge ist die Spiritualität. Im Kontext der Palliativmedizin wird Spiritualität als eine Dimension des Menschseins angesehen, welche die körperliche, psychische und soziale Dimension ergänzt. Fragen wie „Warum ich?“ oder „Was geschieht nach dem Tod?“ bewirken oft spirituelle Nöte und erfordern eine sensible Begleitung. Die Aufgabe von Seelsorgern in der Palliativversorgung ist es, solche Themen wahrzunehmen und im Rahmen eines multiprofessionellen Teams zu unterstützen.
Erni Stock-Hampel hat nicht nur die Aufgabe, als Seelsorgerin zu fungieren. Sie ist auch Supervisorin, integrative Therapeutin und Heilpraktikerin. Mit ihrer einfühlsamen Art hat sie vielen Menschen Beistand geleistet. Auch wenn sie nun einen neuen Lebensabschnitt beginnt, bleibt sie der Thematik verbunden und zeigt sich jederzeit offen gegenüber zukünftigen Herausforderungen, sei es durch ihre Erfahrungen oder die Begleitung anderer.