Der Wiesbadener Tier- und Pflanzenpark Fasanerie hat sich mit Erfolg für den Erhalt bedrohter Nutztierrassen engagiert. Im Juni 2023 wurde die Fasanerie als „Archepark“ zertifiziert, was einen bedeutenden Schritt zum Schutz und zur Förderung gefährdeter Arten darstellt. Bürgermeisterin Christiane Hinninger hebt hervor, dass nicht nur Wildtiere, sondern auch traditionelle Nutztierrassen in Deutschland vom Aussterben bedroht sind. „Weltweit verschwindet alle zwei Wochen eine Nutztier-Rasse“, betont Hinninger und verweist auf über 100 bedrohte Nutztierrassen in Deutschland, die auf der Roten Liste verzeichnet sind.
In der Fasanerie finden Besucher eine Vielzahl bedrohter Rassen, darunter Poitou-Esel, Tauernschecken-Ziegen, sowie Deutscher-Riese-Kaninchen und Pommerngänse. Auch im Geflügelbereich wurden Erfolge verzeichnet, wie die Zucht von Orpington-Hühnern (Farbschlag „kennfarbig“), Bronzeputen und Laufenten. Hinninger sieht durch die Kooperation innerhalb der „Arche-Region Taunus“ viele Chancen für weitere Zuchterfolge.
Bedrohung einheimischer Nutztierrassen
Aktuelle Daten verdeutlichen die dramatische Lage vieler einheimischer Nutztierrassen in Deutschland. Laut Informationen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sind 58 von 81 einheimischen Nutztierrassen, darunter Pferde, Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen, als gefährdet eingestuft. Besonders besorgniserregend ist die Einstufung des schwarzköpfigen Fleischschafs, das erstmals als gefährdet gilt.
Die Entwicklung bei Geflügelrassen zeigt jedoch auch positive Aspekte. So konnten einige Hühnerrassen wie das Ramelsloher und die Nackthalshühner deutlich an Beständen zulegen. Während Landesgänse und die Deutsche Pekingente auf einem stabileren Kurs sind, wurde die Bayerische Landgans als stark gefährdet eingestuft. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Kaninchenrassen, da die Bestände der Meißner Widder und der Englischen Widder stark rückläufig sind, was deren Einstufung als extrem gefährdet zur Folge hatte.
Erhaltungsprojekte und deren Bedeutung
Arche-Projekte, wie sie in der Fasanerie initiiert wurden, spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung bedrohter Rassen. Diese Programme haben das Ziel, lokale und regional angepasste Nutztierrassen langfristig zu sichern und durch gezielte Zucht zu stabilisieren, wobei auch die Vorteile für die Landschaftspflege nicht zu vernachlässigen sind. Historisch gewachsene Kulturlandschaften sind nicht nur wichtig für die Biodiversität, sondern auch für kulturelle Identität und nachhaltige Landwirtschaft.
In Deutschland stehen insgesamt 165 Nutztierrassen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Dies umfasst unter anderem Programme zur Sicherung agrarischer Biodiversität, die durch die EU-Biodiversitätsstrategie von 2011 angestoßen wurden. Diese Strategie hat sich das Ziel gesetzt, sowohl die genetische Vielfalt als auch die Agrobiodiversität zu fördern.
Besucher der Fasanerie können momentan die Tiere nicht direkt füttern oder streicheln, da im angrenzenden Brandenburg ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche festgestellt wurde. Trotzdem bleibt der Park, in dem über 40 einheimische Tierarten gehalten werden, für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich – im Februar von 9 Uhr bis 17 Uhr.