Die Debatte über gendergerechte Sprache an Hochschulen erhält derzeit an der Universität Kassel neue Impulse. Ein interner Vorschlag des Zentrums für Lehrer:innenbildung (ZLB) sorgt für Aufregung und Diskussionen. Dies geht aus einem Bericht von HNA hervor, der die Situation detailliert beschreibt.
Der Vorschlag des ZLB beinhaltet eine umfassende Formulierung für Prüfungen, die explizit non-binäre und trans Menschen ansprechen soll: „Schülerinnen, Schüler, nicht-binäre Lernende an Schulen sowie solche, die sich keiner geschlechtlichen Kategorie zuordnen möchten.“ Dieser Schritt wird von der Universität Kassel unterstützt, wobei betont wird, dass die Empfehlung nur für die Examens-Prüfungen von Lehramtskandidaten gelten soll.
Reaktionen auf die Empfehlungen
Die Rückmeldungen zu dieser neuen Formulierung sind überwiegend positiv, wobei die Universität bestrebt ist, eine Sprache zu entwickeln, die alle Identitäten einbezieht. Doch es gibt auch kritische Stimmen, insbesondere aus den Reihen des Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Dessen Vorsitzender, Jonas Wagemann, äußert, dass die Komplexität der neuen Formulierung als sprachliche Hürde empfunden wird. Er fordert eine Vereinfachung, um den Zugang zur Sprache nicht unnötig zu komplizieren.
Das Kultusministerium in Wiesbaden hat sich bisher nicht zu dem Vorschlag geäußert, da dieser aus einem internen Schreiben stammt. Das Wissenschaftsministerium hingegen erklärt, dass Gendern mit Sonderzeichen unter die Wissenschaftsfreiheit falle, jedoch bei staatlichen Verwaltungsakten die entsprechende Dienstanweisung angewandt werde.
Hintergrund und Kontext
Die Diskussion über geschlechtersensible Sprache ist nicht neu an der Universität Kassel. Bereits im Jahr 2021 machte ein Vorfall Schlagzeilen, als einem Lehramtsstudenten aufgrund der Verwendung des generischen Maskulinums Punkte abgezogen wurden. Solche Ereignisse verdeutlichen, wie sensibel das Thema an der Hochschule behandelt wird.
Aber nicht nur in Kassel wird übergendergerechte Sprache diskutiert. Auch an der Goethe-Universität Frankfurt ist die Thematik von zentraler Bedeutung. Die Universität hebt die Rolle der Sprache als wichtiges Werkzeug für partizipative und inklusive Kommunikation hervor. Durch die Berücksichtigung geschlechtlicher Vielfalt in der Sprache solle ein Beitrag zur Gleichstellung geleistet werden, der Diskriminierung abbaut und alle Identitäten anspricht.
In diesem Kontext ist die Anregung, eigene Pronomen in E-Mail-Signaturen zu ergänzen und neutrale Anredeformen zu verwenden, besonders relevant. An der Universität Kassel werden solche Empfehlungen bereits aktiv kommuniziert. „Die Universität Kassel versteht sich als geschlechtergerechte Hochschule und ist bestrebt, die Kommunikation möglichst diskriminierungsfrei zu gestalten“, heißt es in einer Mitteilung.
Insgesamt zeigt sich, dass die Debatte um gendergerechte Sprache an Hochschulen in vollem Gange ist. Die Entwicklungen an der Universität Kassel und die damit verbundenen Reaktionen der Studierenden und Institutionen sind Teil eines breiteren Diskurses über Gleichstellung und Inklusion in der akademischen Welt. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen Sprachsensibilität und Verständlichkeit zu finden, um allen Beteiligten gerecht zu werden.