In Deutschland sind kriminelle Clans seit Jahrzehnten ein drängendes Problem. Der Experte Ralph Ghadban, der seit über 40 Jahren die Clan-Kriminalität studiert, warnt vor einer gefährlichen Blindheit gegenüber kulturellen Ursachen dieser Kriminalität. In einem Interview mit der WELT betont er, dass die Diskussion über Clan-Kriminalität in Deutschland oft auf polizeiliche Maßnahmen reduziert wird, während die kulturellen Hintergründe weitgehend ignoriert werden.
Ghadban, der selbst als Sozialarbeiter und Berater tätig war, kennt die Strukturen und Dynamiken der Clans aus erster Hand. Er kritisiert, dass die Forschung in Deutschland den Clan-Begriff zunehmend verwässert und damit die Probleme nicht beim Namen nennt. Diese Tendenz, die kulturellen Aspekte der Clan-Kriminalität zu ignorieren, könnte fatale Folgen haben. „Diese Kultur passt nicht zu uns“, sagt Ghadban und warnt, dass wir in eine gefährliche Blindheit zurückfallen könnten, die uns in die gegenwärtige Misere gebracht hat.
Die Rolle der Großfamilien
Ein zentrales Problem ist die Solidarität innerhalb der Clans. Ghadban erklärt, dass alle Clan-Mitglieder, unabhängig von ihrer eigenen Kriminalität, zusammenhalten und sich von der Gesellschaft abgrenzen. Dies erschwert die Arbeit der Polizei erheblich, da es kaum Informanten innerhalb der Clans gibt. „Die Polizei sagt, dass alle Clan-Mitglieder dicht halten“, so Ghadban. Dies unterscheidet sich stark von anderen kriminellen Organisationen, wie der Mafia, wo Verrat vorkommen kann.
Die kulturellen Wurzeln dieser Clans sind tief verankert. Ghadban weist darauf hin, dass die Clan-Strukturen oft durch endogame Ehen, also Ehen innerhalb der Familie, gefestigt werden. Diese Praxis führt zu einer starken internen Bindung, die die Clan-Solidarität stärkt und die Integration in die Gesellschaft erschwert. „Um die Clan-Solidarität aufrechtzuerhalten, sind Ehen in den Clans zu 100 Prozent endogam“, erklärt er.
Die Herausforderungen für die Gesellschaft
Die Herausforderungen, die durch die Clan-Kriminalität entstehen, sind vielfältig. Ghadban fordert eine grundlegende Änderung des Migrationssystems, um die Einreise von potenziellen Clan-Mitgliedern zu kontrollieren. „Wenn wir das nicht schaffen, wird der personelle Nachschub der Clans auf lange Zeit gesichert sein“, warnt er. Zudem plädiert er für ein Aussteigerprogramm für Frauen in Clans, um die patriarchalen Strukturen zu durchbrechen und die Gruppen zu schwächen.
Die Diskussion um die Clan-Kriminalität ist nicht nur ein Thema für die Polizei, sondern betrifft die gesamte Gesellschaft. Ghadban fordert, dass wir uns den kulturellen Aspekten der Kriminalität stellen und diese offen ansprechen. „Die Blindheit für die soziokulturelle Prägung der Einwanderergruppen ist ein zentrales Problem“, sagt er und fordert mehr Sensibilität und Forschung zu diesem Thema.
Die Worte von Ghadban sind ein eindringlicher Appell, die Augen nicht vor der Realität zu verschließen. Die Herausforderungen, die durch kriminelle Clans entstehen, sind komplex und erfordern ein Umdenken in der Gesellschaft. Nur durch ein offenes Gespräch über die kulturellen Hintergründe können wir hoffen, diese Probleme anzugehen und langfristige Lösungen zu finden.
In einem weiteren Bericht auf x.com wird die Dringlichkeit dieser Themen unterstrichen, indem auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, die Clan-Kriminalität nicht nur als polizeiliches Problem zu betrachten, sondern auch als gesellschaftliche Herausforderung, die alle betrifft.