In einem bemerkenswerten Projekt in Bayern wird aus alten Schulkarten etwas ganz Neues und Einzigartiges geschaffen. Christine Bayerle, die Leiterin der Tagesstätten für seelische Gesundheit in Günzburg und Krumbach, startete vor über einem Jahr einen Aufruf, um alte Schulkarten zu sammeln. Diese Karten, die einst für den Unterricht in Fächern wie Erdkunde oder Biologie verwendet wurden, sollen nun in kunstvolle Stehlampen verwandelt werden. Wie die Augsburger Allgemeine berichtete, hat die Aktion eine Welle der Begeisterung ausgelöst und bereits über 5000 Karten von etwa 85 Schulen in Bayern gesammelt.
Die Idee hinter diesem Projekt ist nicht nur kreativ, sondern auch sozial. Die Teilnehmer der Tagesstätten, die oft mit psychischen Herausforderungen kämpfen, finden hier eine Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu zeigen und gleichzeitig etwas Wertvolles zu schaffen. „Es berührt mich, wenn Menschen ihre Fähigkeiten wieder zeigen können und das auch wertgeschätzt wird“, sagt Bayerle. Der Erlös aus dem Verkauf der Lampen, die für etwa 140 Euro angeboten werden, fließt direkt zurück in das Projekt, um die Arbeit fortzuführen und den Teilnehmern eine Entschädigung zu bieten.
Einzigartige Produkte aus alten Karten
Die Produktpalette hat sich mittlerweile erheblich erweitert. Neben den beliebten Stehlampen werden auch Notizbücher und individuelle Taschen aus den gespendeten Karten hergestellt. „Wir können dabei auch individuelle Wünsche berücksichtigen“, so Bayerle. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Herstellung von Unikaten, denn jede Lampe und jedes Notizbuch ist ein Einzelstück. Die Karten, die nicht für die Lampenproduktion geeignet sind, werden sorgfältig aufbewahrt und sollen gegebenenfalls einem Schulmuseum oder Planetarium übergeben werden.
Die Resonanz auf das Projekt ist überwältigend. „Wir haben bereits viele positive Rückmeldungen erhalten“, berichtet Bayerle. Die Teilnehmer arbeiten in einem stressfreien Umfeld, wo sie sich nach ihren Möglichkeiten einbringen können. „Es ist nicht das Ziel, in Massenproduktion zu gehen“, betont sie. Stattdessen steht die individuelle Gestaltung und die Förderung des Selbstwertgefühls im Vordergrund.
Herausforderung der Materialbeschaffung
Doch die Materialbeschaffung gestaltet sich als Herausforderung. Oft hören sie von Schulen, dass die alten Karten bereits entsorgt wurden. „Wir haben sie leider schon weggeworfen“, ist eine häufige Antwort, die Bayerle am Telefon erhält. Dennoch gibt es auch Lichtblicke: An der Hans-Maier-Realschule in Ichenhausen fanden sie noch einige ungenutzte Karten, die nun dem Projekt zugutekommen. „Zum Wegwerfen sind diese Karten einfach viel zu schade“, sagt Bayerle, wie auch BR.de berichtet.
Die Tagesstätten haben bereits fünf Lager für die gesammelten Schätze eingerichtet und die Nachfrage nach den Produkten wächst stetig. „Glücklicherweise kommen immer noch alte Schulkarten rein“, freut sich Bayerle. Die Aktion geht weiter, und mit jeder neuen Lieferung können noch mehr Menschen von diesem kreativen und sozialen Projekt profitieren.
Insgesamt zeigt dieses Projekt, wie aus etwas, das oft als wertlos angesehen wird, durch Kreativität und Gemeinschaftsgeist etwas Wundervolles entstehen kann. Die alten Schulkarten, die einst im Unterricht verwendet wurden, finden nun ein neues Leben in Form von stilvollen Lampen, die nicht nur Licht spenden, sondern auch Geschichten erzählen.