In der malerischen Hansestadt Lübeck hat der Animationsfilm „Flow“ die 66. Nordischen Filmtage eröffnet und sorgt für Aufsehen. Der Film, der ohne jegliche Dialoge auskommt, hat bereits auf dem Internationalen Filmfestival in Cannes für Furore gesorgt. Matiss Kaza, der Drehbuchautor, der gerade von einem langen Flug aus Tokio zurückgekehrt ist, beschreibt den Film als eine „Erfahrung“, die das Publikum in eine faszinierende visuelle Reise mitnimmt. Wie LN berichtete, hat „Flow“ bereits mehrere Preise gewonnen, darunter vier beim Festival d‘Animation Annecy in Frankreich und eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis.
„Flow“ erzählt die Geschichte einer Katze, die nach einer Flut ihr Zuhause verliert und sich auf einem abgenutzten Boot mit einer bunten Truppe von Tieren auf die Suche nach einer neuen Welt begibt. Diese ungewöhnliche Gemeinschaft, bestehend aus einem Wasserschwein, einem Sekretärvogel, einem Golden Retriever und einem frechen Äffchen, muss sich den Herausforderungen der Natur stellen. Der Regisseur Gints Zilbalodis hat bewusst auf Dialoge verzichtet, um die visuelle Erzählweise in den Vordergrund zu stellen. Kaza erklärt, dass der Film trotz des Fehlens von Worten ein hohes Tempo hat und eine gelungene Mischung aus Aktion und Reflexion bietet.
Ein Film voller Emotionen
Die Herausforderung, eine Geschichte ohne Worte zu erzählen, hat Kaza und Zilbalodis dazu gebracht, sich auf die Körpersprache und die Gesten der Charaktere zu konzentrieren. „Das Skript ist nur 30 Seiten lang, was für einen 85-minütigen Film sehr kurz ist“, erklärt Kaza. Die Charaktere werden durch kleine Gesten und Blicke lebendig, was dem Publikum ermöglicht, eine persönliche Verbindung zur Geschichte herzustellen. „Die Zuschauer müssen die Lücken selbst füllen“, so Kaza weiter. Diese Herangehensweise lässt Raum für individuelle Interpretationen und persönliche Emotionen.
Die Tiere im Film sind nicht nur animierte Figuren, sondern tragen menschliche Eigenschaften, die sie für das Publikum relatable machen. Das Capybara, das das Boot steuert, wird von vielen als der „faule Freund“ gesehen, was die Zuschauer zum Schmunzeln bringt. „Es ist wichtig, dass die Charaktere eine gewisse Tiefe haben, damit die Zuschauer sich mit ihnen identifizieren können“, sagt Kaza. Diese emotionale Verbindung wird durch die Abwesenheit von Dialogen noch verstärkt, da die Zuschauer gezwungen sind, die Emotionen und Gedanken der Charaktere selbst zu interpretieren.
Ein Blick in die Zukunft
„Flow“ ist nicht nur ein Film, sondern ein visuelles Erlebnis, das die Zuschauer auf eine Reise durch eine endlos wirkende Natur mitnimmt. Die Tiere kämpfen um ihr Überleben und suchen nach einem neuen Zuhause, während sie die Schönheit und die Herausforderungen ihrer Umgebung entdecken. Kaza ist optimistisch, dass dieser Film sein Durchbruch werden könnte, insbesondere da Lettland „Flow“ als Beitrag für die Oscarverleihung 2025 eingereicht hat, wie LN berichtete.
Mit „Flow“ wird die Kraft der visuellen Erzählung eindrucksvoll demonstriert. Der Film zeigt, dass Geschichten auch ohne Worte erzählt werden können und dass Emotionen und Beziehungen durch Gesten und Mimik vermittelt werden können. Die Nordischen Filmtage haben mit diesem besonderen Eröffnungsfilm ein Zeichen gesetzt, das die Zuschauer in seinen Bann zieht und zum Nachdenken anregt.