Am 21. Februar 2025 stehen die Vorwürfe des Missbrauchs im deutschen Turnsport erneut im Fokus. Der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), Alfons Hölzl, äußerte sich zu den in den letzten Monaten aufgetauchten Missbrauchsvorwürfen an den Stützpunkten in Stuttgart und Mannheim. Hölzl betonte, dass diese Vorwürfe nicht das gesamte deutsche Turnen widerspiegeln können und dass das Wohl der Athleten oberste Priorität hat. Frauen-Bundestrainer Gerben Wiersma nannte die vergangenen Monate für den Sport angesichts dieser Vorfälle ausgesprochen schwierig.
Ein zentrales Element der Vorwürfe kommt von der ehemaligen Turnerinnen Tabea Alt, die von systematischem Missbrauch im Kunst-Turn-Forum Stuttgart berichtet. Die mittlerweile 24-jährige Alt, die seit ihrem achten Lebensjahr in Stuttgart trainierte und 2016 an den Olympischen Spielen in Rio teilnahm, beschreibt ihre sportliche Karriere als von körperlichen und seelischen Narben geprägt. Laut Alt wurde sie über Jahre hinweg sowohl seelisch als auch körperlich misshandelt und häufig bei gesundheitlichen Problemen und Verletzungen nicht ernst genommen. Ein Beispiel aus ihrem Leben ist ein Vorfall von 2014, bei dem ihre Ellenbogenprobleme ignoriert wurden, was in einem gebrochenen Radiuskopf endete.
Kritik an autoritären Trainingsmethoden
Die Vorwürfe gegen das Kunst-Turn-Forum Stuttgart und die autoritären Trainingsmethoden am Stützpunkt in Mannheim ziehen sich durch die Berichterstattung. Alt und auch andere Turnerinnen, darunter die Olympiateilnehmerin Elisabeth Seitz, bemängeln die Umstände, unter denen sie trainieren mussten. Ihre enttäuschten Stimmen verdeutlichen, dass trotz der aktuellen Empörung die Kultur im deutschen Turnsport grundlegend reformiert werden muss, um zukünftige Athleten zu schützen. Alt hatte bereits nach ihrem Karriereende im Jahr 2021 einen Brief an den Verband verfasst, um auf die Missstände aufmerksam zu machen.
In Reaktion auf die intensiven Vorwürfe erklärte der DTB, dass er einen externen Expertenrat ins Leben rufen möchte, um die Vorwürfe auf unabhängigere Weise aufzuklären. Hölzl verteidigte die Entscheidung, eine Anwaltskanzlei mit Erfahrung in der Aufklärung von Missbrauchsvorfällen einzubeziehen. Zudem äußerte er, dass nicht jede Beschwerde automatisch zu arbeitsrechtlichen Schritten führen könne und der Verband sich um einen Kulturwandel bemühe, jedoch Zeit benötige, um tiefsitzende Probleme zu beheben.
Die Situation verdeutlicht das problematische Machtgefälle zwischen den Turnerinnen und ihren Trainern, was zu einem Klima von Manipulation und Abhängigkeit führen kann. Hölzl erkannte, dass die Vorwürfe ernst genommen werden müssen und sprach den Trainern zugleich Vertrauen aus, während er die kritischen Stimmen ehemaliger Top-Turnerinnen, die der DTB-Mangel an Unabhängigkeit vorwerfen, nicht von der Hand wies.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vorwürfe nicht nur eine Vielzahl von persönlichen Schicksalen betreffen, sondern auch auf notwendige strukturelle Veränderungen im deutschen Turnsport hinweisen. Der DTB sieht sich in der Verantwortung, eine Kultur zu schaffen, die Athleten schützt und ihnen eine sichere Umgebung für ihre sportliche Entwicklung bietet. Der Weg zur Besserung könnte lang sein, doch die aktuellen Diskussionen könnten der erste Schritt in die richtige Richtung sein.
Wie Radio Ennepe Ruhr berichtet, bleibt abzuwarten, ob die angekündigten Maßnahmen tatsächlich zu einem grundlegenden Wandel im System führen werden, den Athleten, wie Tabea Alt, sich wünschen.
Der ZDF hebt die Dringlichkeit hervor, dass nicht nur Einzelfälle aufgearbeitet werden müssen, sondern auch die gesamte Kultur im Sport grundlegend hinterfragt und reformiert werden sollte, um solche Missstände in Zukunft zu verhindern.