Die Schatten der Vergangenheit werfen lange Schatten: Der Terroranschlag auf die israelische Olympiamannschaft während der Spiele in München 1972 ist nach wie vor ein ungelöstes Rätsel, das die deutschen Behörden jahrzehntelang ignorierten. Doch nun, nach jahrelanger Untätigkeit, rücken Historiker und Juristen dem Fall zu Leibe. Besonders brisant: Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas steht im Fokus der Ermittlungen, wie WELT berichtet.
Der schreckliche Überfall begann in den frühen Morgenstunden des 5. September 1972, als ein Kommando von acht Terroristen in das Olympische Dorf eindrang. Zwei israelische Sportler wurden sofort erschossen, während die restlichen neun in einem chaotischen Polizeieinsatz ums Leben kamen. Der Vorfall endete in einer Tragödie am Militärflugplatz Fürstenfeldbruck, wo fünf der Terroristen und ein Polizeibeamter starben. Die drei überlebenden Terroristen wurden zwar gefasst, doch niemand wurde je für die grausamen Taten zur Rechenschaft gezogen.
Die Suche nach den Überlebenden
Die Ermittlungen gegen die Terroristen waren nur von kurzer Dauer. Die drei Festgenommenen wurden in verschiedene bayerische Haftanstalten gebracht, wo sie ihre Geschichten erzählten. Doch die deutschen Behörden schauten weg, und die Akten blieben über Jahre hinweg unberührt. Erst jetzt, nach dem Druck der Opferfamilien, scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Die Bundesanwaltschaft soll aktiv nach den beiden letzten lebenden Mitgliedern des Terrorkommandos fahnden, wie WELT berichtet.
Die beiden Verdächtigen, Abdullah Mohamed Samer und Mohammed el-Safadi, leben heute in Jordanien und im Libanon. El-Safadi gab in einem Interview an, er habe persönlich israelische Sportler erschossen. Diese Aussagen werfen ein düsteres Licht auf die damaligen Ereignisse und die unzureichenden Ermittlungen.
Die Verstrickungen von Abbas
Die Ermittler haben auch eine brisante Spur entdeckt, die zu Abbas führt. Die Witwe eines der ermordeten Sportler, Ankie Spitzer, berichtete, dass Abbas ihr gegenüber angedeutet habe, dass er finanzielle Unterstützung für den Anschlag geleistet habe. Diese Aussage wurde von deutschen Ermittlern jedoch nie ausreichend verfolgt. Das Bundesjustizministerium erklärte, dass es keine ausreichenden Beweise für eine Beteiligung von Abbas oder dem mutmaßlichen Organisator Abu Daud gebe.
Die Aufarbeitung des Anschlags durch eine Historikerkommission, die auf Drängen der Hinterbliebenen ins Leben gerufen wurde, könnte nun neue Erkenntnisse bringen. Historiker und Strafverfolger arbeiten erstmals aus denselben Akten, was die Ermittlungen erheblich komplizieren könnte. Die Frage bleibt, ob die Aufarbeitung der Vergangenheit endlich zu einer Gerechtigkeit für die Opfer führt oder ob der Fall weiterhin im Dunkeln bleibt.
Die Tragödie von München 1972 ist mehr als nur ein „Cold Case“ – sie ist ein Mahnmal für die Unzulänglichkeiten der Ermittlungen und die Notwendigkeit, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Familien der Opfer warten seit Jahrzehnten auf Antworten, und die Zeit drängt, um die Gerechtigkeit für die verlorenen Leben zu suchen.