In den letzten Wochen haben sich in Deutschland besorgniserregende Entwicklungen rund um die Christopher Street Day (CSD) Paraden gezeigt. In Städten wie Görlitz und Gifhorn kam es zu gewaltsamen Übergriffen auf die queere Community, die sich für Vielfalt und Akzeptanz einsetzt. Besonders alarmierend ist, dass nicht nur militante Neonazis, sondern auch organisierte Gruppen wie die „Jungen Nationalisten“ und die AfD gegen diese Veranstaltungen mobil machen. Laut einem Bericht von Freitag sind die Angriffe auf CSD-Paraden in diesem Jahr dramatisch angestiegen, was die Notwendigkeit von Polizeischutz für die Teilnehmer verstärkt hat.
Am 28. Juni 1969 begann die Geschichte des CSD mit dem Aufstand gegen Polizeigewalt im „Stonewall Inn“ in New York. Heute, über fünf Jahrzehnte später, stehen die queeren Menschen in Deutschland erneut unter Druck, jedoch nicht mehr durch staatliche Repressionen, sondern durch eine wachsende rechte Bewegung. Diese Bewegung nutzt die gesellschaftliche Unsicherheit und schürt Ängste, um ihre homophoben Ideologien zu verbreiten. In Görlitz beispielsweise skandierten Demonstranten während einer Gegendemo Parolen, die an die dunkelsten Zeiten der Geschichte erinnern, und äußerten sogar Tötungsfantasien gegen Homosexuelle.
Ein besorgniserregender Trend
Die Situation in Neubrandenburg ist ähnlich alarmierend. Hier wurde die Regenbogenflagge am Bahnhof mehrfach von Unbekannten abgerissen und durch eine Hakenkreuzflagge ersetzt. Der Stadtrat beschloss, die Regenbogenflagge zu entfernen, um weitere Vorfälle zu verhindern, was als Rückschritt in der Akzeptanz der queeren Community gewertet wird. Robert Schiedewitz von der Beratungsstelle Lobbi beschreibt die Zunahme an Anfeindungen und Einschüchterungen als besorgniserregend. „Die queerfeindliche Phalanx ist mittlerweile breit aufgestellt“, erklärt er. Die Angriffe auf queere Menschen sind zwar nicht immer dokumentiert, doch die Dunkelziffer ist hoch, und viele Betroffene ziehen es vor, Vorfälle nicht zu melden.
Die AfD hat sich als treibende Kraft in dieser Bewegung etabliert. Sie nutzt die Ängste der Bevölkerung, um sich als Verteidigerin traditioneller Werte zu positionieren. Maximilian Krah, ein Europaabgeordneter der AfD, äußerte sich abfällig über den Pride Month und verknüpfte ihn mit negativen Assoziationen. Diese Rhetorik findet auch in den sozialen Medien Anklang, wo Hass und Hetze gegen die queere Community zunehmen, wie Kai Bölle von CSD Deutschland feststellt.
Die queere Community wehrt sich
Trotz der Bedrohungen bleibt die queere Community entschlossen. Aktivisten wie Fabian Grischkat haben den „Stolzmonat“ als Wortmarke angemeldet, um die positive Bedeutung des Begriffs zurückzuerobern. Der Erlös aus dem Verkauf von Merchandise-Artikeln fließt an eine queere Stiftung. In Görlitz, wo die CSD-Parade in diesem Jahr doppelt so viele Teilnehmer wie im Vorjahr anzog, zeigt sich, dass die Menschen bereit sind, für ihre Rechte zu kämpfen. „Beim CSD geht es um Sichtbarkeit“, sagt Wojciech Urlich, der die Parade organisiert hat. „Da, wo ich lebe, kämpfe ich dafür, so zu leben, wie ich bin.“
Die queere Community in Deutschland steht vor einer Herausforderung, die sowohl von der Straße als auch aus dem Internet kommt. Die Entwicklungen sind alarmierend, doch der Kampf um Akzeptanz und Vielfalt bleibt ungebrochen. Die Solidarität innerhalb der Zivilgesellschaft und die Unterstützung von Behörden sind entscheidend, um den Rückschritt in der gesellschaftlichen Akzeptanz zu verhindern. Die Ereignisse in Görlitz und Gifhorn sind ein Weckruf, dass der Kampf für die Rechte der LGBTQ+-Community noch lange nicht vorbei ist, und dass die Gesellschaft wachsam bleiben muss, um die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte zu verteidigen, wie auch Freitag berichtet.