In Aachen gab es über Jahrhunderte eine blühende Tuchindustrie, die jedoch seit der Schließung der letzten Tuchfabrik Becker im Jahr 2003 einen drastischen Wandel durchlebt hat. Neben Becker schlossen zahlreiche weitere Tuchfabriken, was zu einem Rückgang der Arbeitsplätze in der Region führte. Den starken Rückgang der heimischen Textilproduktion führte der steigende Import von Kleidung aus Asien herbei. Um die Geschichte der Aachener Tuchherstellung zu bewahren, gaben schließende Fabriken ihre Maschinen an das Tuchwerk, doch steht dieses nun vor Herausforderungen.
Wie die Aachener Zeitung berichtete, erhält der Verein Tuchwerk derzeit keine finanzielle Unterstützung von der Stadt Aachen, während Gelder in andere Projekte wie das „Haus der Neugier“ fließen. Rüdiger Haude hebt die historische Bedeutung der Aachener Tuchindustrie für die Industrialisierung Deutschlands hervor und kritisiert die Stadtpolitik für ihr mangelndes Engagement bei der Erhaltung der Sammlung im Tuchwerk. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass wichtige Museumsstücke des Tuchwerks verschrottet werden. Die Geschichte der Tuchindustrie in Aachen reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, wie auch die Wikipedia dokumentiert.
Die Tuchindustrie in Aachen – Ein Rückblick
Die Aachener Tuchindustrie war von großer Bedeutung und erlebte ihre Blütezeit zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert, als etwa 250 Tuchfabriken, Spinnereien und Färbereien die Wasserkraft der umliegenden Bäche nutzten. Meilensteine wie die Einführung mechanischer Maschinen durch William Cockerill führten zu einem Anstieg der Tuchfabriken von 9 im Jahr 1800 auf 93 im Jahr 1812. Aufgrund der Änderungen nach der Übernahme Preußens 1815 und infolge der Industrialisierung ergaben sich jedoch auch Herausforderungen, darunter schlechte Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit.
Die letzten Jahre der Tuchindustrie in Aachen waren von einem langsamen, aber stetigen Verfall geprägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlitt die Branche durch Rohstoffmangel und wirtschaftliche Umstellungen starke Rückschläge, was schließlich 2003 zur Schließung der letzten Fabrik führte. Seitdem wurden viele alte Fabrikbauten ab den 1970er Jahren umgenutzt und stehen unter Denkmalschutz. Die Entwicklung der Tuchgeschichte wird seit 2004 in der Wollroute und im Tuchwerk dokumentiert.