Die Theaterlandschaft in Aachen wird bald um ein bemerkenswerte Inszenierung reicher. Am 11. Januar 2025 zeigt das Theater 99 die Premiere von „Ewige Jugend, Wachstum forever“, einer auffallenden Adaption des Fernsehfilms „Der Schlamm“ von Eugène Ionesco. Richard Jourdant, der Regisseur, hat ein ausschließlich weibliches Ensemble, LX, versammelt, um die Themen Verfall, Tod sowie das Leugnen von Endlichkeit auf die Bühne zu bringen. Die Inszenierung thematisiert dabei den Glauben an ewiges Wirtschaftswachstum und beleuchtet kritisch die Konsumgesellschaft, die besonders auch Frauen gegenüber altersfeindlich ist.
Ionesco, ein rumänisch-französischer Dramatiker, gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Absurdismus. Mit seinem Stück „Die kahle Sängerin“, welches 1950 in Paris uraufgeführt wurde, stellte er die konventionellen Dramaturgien auf den Kopf und schuf eine neue Theaterform, die bis heute Eindruck hinterlässt. Neben „Die kahle Sängerin“ verfasste er zahlreiche weitere Werke, darunter „Die Lektion“ und „Die Stühle“, die durch ihre illusorischen Dialoge und Themen der Entfremdung, wie in der berühmten Szene zweier Fremder, die realisieren, dass sie ein Paar sind, bestechen.
Die Dynamik des Absurden
In „Ewige Jugend, Wachstum forever“ wird ein Mann dargestellt, der an einem Tag erwacht und dessen Existenz immer weiter zerfällt, während die Grenzen zwischen Realität, Vergangenheit und Zukunft verschwimmen. Diese dramatische Idee führt zu einem Ende, in dem der Protagonist im Schlamm versinkt und letztlich aus dem Bewusstsein der Figuren und Zuschauer verschwindet. Jourdant setzt auf eine Inszenierung, die Leichtigkeit, Humor, Melancholie und Düsterkeit miteinander verbindet und dabei sowohl ernsthafte als auch groteske Elemente aufgreift.
Das Ensemble unter der musikalischen Leitung von Vera Knauer kombiniert eine einfache Erzählstruktur mit Livemusik und Geräuschen. Knauer, die unter anderem Keyboard spielt, interpretiert auch Pop-Hits aus den 80ern, die dem Abend eine nostalgische Note verleihen. Die Hauptdarstellerinnen, Barbara Schaffernicht und Undine Backhaus, leisten einen entscheidenden Beitrag zu der gewählten Inszenierung, die mit wenigen Requisiten auskommt, sodass der Fokus auf dem Bühnengeschehen selbst bleibt.
Ein tiefgreifendes Thema
Eugène Ionesco selbst, geboren am 26. November 1909 in Rumänien und verstorben am 28. März 1994 in Paris, war bekannt für seine Kritik am bürgerlichen Verhaltenskodex und der Unzulänglichkeit der Kommunikation. Diese Themen zogen sich wie ein roter Faden durch seine gesamte Schaffenszeit. Ionesco, Sohn eines Rumänen und einer Französin, erlebte in seiner Jugend eine tiefe Isolation, die sich stark in seinen Arbeiten niederschlug. Seine Werkauswahl spiegelt die Dynamik und die Tragik des menschlichen Lebens wider.
Die Aufführungen in Aachen sind für den 25. und 26. Januar im Theater 99 angesetzt. Die reguläre Präsentation dieser Inszenierung, die durch ihre Einzigartigkeit und ihren kritischen Ansatz überzeugt, ist eine Gelegenheit, sich mit Ionescos philosophischen Fragestellungen und der Absurdität des menschlichen Daseins auseinanderzusetzen. Weitere Informationen zur Aufführung sind auf der Website des Theaters erhältlich.