Eine aktuelle Studie der Universität Bonn, die von Monja Sauvagerd, einer Doktorandin am Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik, geleitet wurde, beschäftigt sich mit dem Einfluss digitaler Plattformen auf die Landwirtschaft. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass digitale Plattformen nicht nur effizientere landwirtschaftliche Praktiken ermöglichen, sondern auch bestehende Marktstrukturen verstärken und neue Abhängigkeiten schaffen.
Demnach agieren große Technologieunternehmen wie Google und Amazon als strategische Partner für Agrarkonzerne. Die enge Zusammenarbeit zwischen multinationalen Agrarkonzernen, beispielsweise Bayer, John Deere und BASF, und Big-Tech-Unternehmen wird als „oligopolistische Plattformisierung“ bezeichnet. Diese Dynamik führt zu einer Verstärkung bestehender Machtstrukturen und birgt das Risiko einer weiteren Konzentration im Agrarsektor.
Technologische Entwicklungen und Herausforderungen
Die Studie hebt hervor, dass digitale Plattformen wie John Deeres „Operations Center“ und Bayers „Climate FieldView“ Echtzeitdaten zur Entscheidungsfindung in der Landwirtschaft nutzen. Sensoren, Satelliten und Traktoren generieren Daten, die in „digitalen Zwillingen“ zur Simulation und Optimierung landwirtschaftlicher Prozesse integriert werden. Dies verspricht eine effizientere Nutzung von Ressourcen wie Wasser und Düngemitteln sowie höhere Ernteerträge.
Dennoch gibt es Herausforderungen, da die Kontrolle durch wenige große Konzerne zu Abhängigkeiten der landwirtschaftlichen Betriebe führt. Zudem erschwert die fehlende Interoperabilität zwischen Plattformen den Landwirten die Nutzung mehrerer Systeme. Oft sind die Plattformen der großen Landmaschinenhersteller nicht kompatibel mit Produkten anderer Hersteller.
Agrarkonzerne und Big-Tech-Unternehmen entwickeln datengetriebene Geschäftsmodelle, die über die traditionelle Landwirtschaft hinausgehen und die Entscheidungsfindung direkt mit Produkten wie Saatgut und Pflanzenschutzmitteln verbinden. Der Fokus liegt auch auf der Entwicklung von Tools zur Messung von Kohlenstoffemissionen und dem Zugang zu CO₂-Zertifikaten. Angemerkt wird, dass datengetriebene Geschäftsmodelle meist nicht profitabel sind und durch etablierte Geschäftsbereiche querfinanziert werden.
Die Plattformisierung der Landwirtschaft stärkt die Marktstellung etablierter Agrarunternehmen, was die Frage aufwirft, wie der Zugang zu technologischen Infrastrukturen und Daten fair gestaltet werden kann, um die Position von Landwirten nicht zu schwächen, wie der Artikel von der Universität Bonn berichtet.