Am 20. Januar 2025 wurde offiziell ein umfassendes Forschungsprojekt zur Geschichte von Günter Leifheit gestartet. Dieses wird von der LongLeif GaPa gGmbH und der Leifheit Stiftung in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, der Stadt Nassau und der Leifheit AG geleitet. Professor Dr. Joachim Scholtyseck von der Universität Bonn wurde als Haupthistoriker für die Untersuchung engagiert. Dr. Scholtyseck ist ein anerkannter Experte für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und hat sich auf die Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte spezialisiert. Das Projekt soll voraussichtlich zwei Jahre dauern.
Das zentrale Ziel dieser Forschung ist die detaillierte Überprüfung der Biographie von Günter und Ingeborg Leifheit. Besonders im Fokus steht die Einbettung von Leifheits Lebensgeschichte in die politischen und sozialen Umstände der Weimarer Republik sowie des „Dritten Reiches“. Zudem wird eine umfassende Darstellung von Leifheits Rolle im Zweiten Weltkrieg und his Verstrahlungen zur Waffen-SS angestrebt. Die Resultate der Forschung sollen langfristig veröffentlicht werden.
Reaktionen der Beteiligten
Die NS-Verstrickungen von Günter Leifheit
Günter Leifheit, der in Nassau (Rhein-Lahn-Kreis) als Unternehmer und Förderer bekannt ist, war Gründer eines Unternehmens, das für seine Wäscheständer und Bügelbretter international bekannt geworden ist. Trotz seines großen Ansehens in der Stadt, in der auch ein privates Gymnasium nach ihm benannt ist, zeigten jüngste Untersuchungen erhebliche Schattenseiten seiner Biografie auf.
Eine Studie des Historikers Stefan Holler enthüllte Leifheits tiefgreifende Verstrickungen in die NS-Ideologie. Bereits im Alter von 11 Jahren trat er 1932 dem „Deutschen Jungvolk“ bei und stieg in den folgenden acht Jahren bis zum hauptamtlichen „Jungbannführer“ auf. Im Jahr 1938 trat er der NSDAP bei und meldete sich 1940 freiwillig zur Waffen-SS. Hollers Recherchen legen nahe, dass Leifheit sich nie zu seiner nationalsozialistischen Vergangenheit bekannte und dass sowohl seine Familie als auch die Leifheit Stiftung sowie die Stadt Nassau diese Aspekte lange Zeit verschwiegen.
Mit dem neuen Forschungsprojekt wird nun die NS-Vergangenheit von Günter Leifheit transparent aufgearbeitet, was auch eine kritische Neuinterpretation seiner Rolle in der Deutschen Geschichte nach sich ziehen könnte.
Ehemalige Erfolge und Innovationen
Die Firma Leifheit, 1959 gegründet, hat sich im Laufe der Jahre als bedeutender Hersteller im Bereich der Haushaltswaren etabliert. Mit über 400 Patentanmeldungen und einer diversifizierten Produktpalette, darunter innovative Reiniger und Pflegeprodukte, hat Leifheit die Haushaltsindustrie maßgeblich beeinflusst. Insbesondere die Einführung des ersten Wischmops und die Entwicklung des CLEAN TWIST Systems, das bis zu 99,99% der Viren entfernt, haben das Unternehmen zu einem Vorreiter in der Branche gemacht.
Das bevorstehende Forschungsprojekt soll dazu beitragen, ein vollständiges Bild von Günter Leifheit und seiner Rolle sowohl als Unternehmer als auch als Individuum in einer bewegten und umstrittenen Ära der deutschen Geschichte zu zeichnen. Es bleibt abzuwarten, welche neuen Erkenntnisse herausgearbeitet werden können und inwiefern diese die Wahrnehmung von Leifheit in der heutigen Gesellschaft beeinflussen werden.