Ein Apotheker, der wegen massenhaft gepanschter Krebsmedikamente zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde, kommt vorzeitig auf Bewährung frei. Diese Entscheidung des Bielefelder Landgerichts erfolgte nach einer nicht-öffentlichen Anhörung und wurde von einem Sprecher des Gerichts bestätigt. Der Apotheker hat bereits gut zwei Drittel seiner Strafe verbüßt und wird „noch heute“ entlassen.
Der frühere Chef einer Apotheke in Bottrop wurde 2018 vom Essener Landgericht wegen Betrugs und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz in rund 15.000 Fällen verurteilt. Das Urteil umfasste eine zwölfjährige Freiheitsstrafe sowie ein lebenslanges Berufsverbot. Zwischen 2012 und 2016 hatte der Apotheker aus Habgier lebenswichtige Medikamente unterdosiert. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe bestätigte das Urteil in diesem Medizinskandal.
Verlauf des Verfahrens und Reaktionen
Der Apotheker finanzierte seinen luxuriösen Lebensstil mit den rechtswidrig erworbenen Millionen. Während des Verfahrens traten zahlreiche Patienten und deren Angehörige als Nebenkläger auf. Der Skandal wurde von zwei Mitarbeitern aufgeklärt. Der Apotheker befand sich im offenen Vollzug in der JVA Bielefeld-Senne und durfte tagsüber das Gefängnis verlassen. Die restlichen knapp vier Jahre seiner Strafe werden nun zur Bewährung ausgesetzt.
Eine vorzeitige Haftentlassung wird im Einzelfall geprüft; gute Führung kann sich positiv auswirken. Der Apotheker hatte gegen sein lebenslanges Berufsverbot geklagt, jedoch 2022 vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen gescheitert. Patientenschützer Eugen Brysch kritisierte die mangelnden Kontrollen in Apotheken, insbesondere bei Chemotherapie-Umsätzen, und forderte unangekündigte Stichprobenkontrollen durch Amtsapotheker, die bundesweit nicht durchgeführt werden.