Die Debatte um den Neubau einer Oper in Düsseldorf auf dem ehemaligen Kaufhof-Gelände am Wehrhahn wird zunehmend kontrovers geführt. Der Umbau wurde von den Parteien CDU, SPD, Grünen und FDP unterstützt, während die Linksfraktion klare Kritik übt und einen Bürgerentscheid fordert, um Einfluss auf die Verwendung öffentlicher Gelder zu nehmen. Diese Positionierung ist Teil einer breiteren Diskussion über die Prioritäten der Stadt, die am Samstag in einer Diskussionsrunde unter dem Motto „Umverteilen statt Milliardenoper?“ im Zakk etwa 200 Zuhörer anlockte.
Die Veranstaltung brachte prominente Stimmen zusammen. Armutsforscher Christoph Butterwegge, Ökonom Maurice Höfgen und die Volkswirtin sowie Historikerin Friederike Habermann diskutierten die Herausforderungen, die der Neubau der Oper mit sich bringt. Butterwegge äußerte seine Bedenken zur Verwendung von Geldern für kulturelle Projekte, während soziale Belange immer mehr in den Hintergrund drängen. Er sah darin eine Verschwendung von Ressourcen, die in soziale Wohnungsbauprojekte fließen sollten.
Finanzierung und Kostenstrukturen
Laut Informationen von operamrhein.de wurden die Kosten für einen Neubau auf dem Bestandsgrundstück, einschließlich einer Interimsspielstätte, insgesamt auf etwa 704 Millionen Euro geschätzt. Im Vergleich dazu wären die Kosten für eine umfassende Sanierung des bestehenden Opernhauses auf rund 650 Millionen Euro veranschlagt worden. Der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf beschloss bereits im Dezember 2021 die Grundsatzentscheidung für einen Neubau.
Im Zuge der Entwicklungen wurde jedoch die ursprünglich angedachte Sanierung des Opernhauses nicht weiter verfolgt und der Standort wechselte zu dem Gelände am Wehrhahn. Die Diskussion um die finanzielle Machbarkeit und die politischen Entscheidungen drumherum sind jedoch nach wie vor brisant und laden zur kritischen Auseinandersetzung ein.
Soziale Gerechtigkeit im Fokus
Sigrid Lehmann von der Linken betonte, dass ihre Fraktion nicht grundsätzlich gegen eine Oper sei, jedoch die Schwerpunktsetzung auf Verteilungsgerechtigkeit und Vielfalt anmahne. Die Diskussionsrunde brachte auch den Vorschlag hervor, Kulturangebote völlig kostenlos anzubieten, was Heike Herold, Geschäftsführerin der LAG soziokultureller Zentren NRW, als problematisch für auf Eintritte angewiesene Einrichtungen ansah.
Die Bürgerbeteiligung ist ein zentrales Thema der Debatte, insbesondere durch den Antrag der Linken auf einen Bürgerentscheid, der am Tag der Kommunalwahl, der für den 14. September angesetzt ist, stattfinden soll. Dabei müssen zwei Drittel der Ratsmitglieder dem Antrag zustimmen, was als unwahrscheinlich gilt.
Die Veranstaltung schloss mit der Erkenntnis, dass die Finanzierung kultureller Projekte wie eines Operneubaus im Spannungsfeld zu sozialen Einrichtungen steht. Diese Diskussion ist nicht nur für Düsseldorf von Relevanz, sondern spiegelt auch breitere gesellschaftliche Herausforderungen wider, wie sie beispielsweise in Berlin in der Konzeptentwicklung für soziale Infrastruktur sichtbar werden. Ziel ist es, den Austausch und Wissenstransfer zwischen den unterschiedlichen Akteuren zu fördern und auf diese Weise die Planung zu optimieren.