Am 8. Februar 2025 wurde ein Obdachloser tot im Innenhafen gefunden, was unmittelbar die Aufmerksamkeit der Kriminalpolizei auf sich zog. Carsten Heinrich von der Kripo schätzte den Fall rasch als Selbstmord ein. Die Identifizierung des Opfers fiel jedoch der „WaPo“ zu. Unterdessen wartete Marcel Bautz ungeduldig auf der Polizeiwache und vermisste seinen besten Freund, Hacki. Als der Verstorbene als sein bester Freund identifiziert wurde, war Bautz überzeugt, dass Hacki ermordet wurde. Seine Überzeugung wurde durch die Verletzungen des Toten untermauert.
Die Ermittlungen führten zu mehreren Verdächtigen: Joachim Watzke, ein Obdachloser, der Hackis Uhr gestohlen haben soll, und Utz Bäcker, auch bekannt als Keule, mit dem Hacki in der Vergangenheit Streit hatte. Der Vorfall wirft nicht nur Fragen zur persönlichen Tragödie der Beteiligten auf, sondern beleuchtet auch das gewalttätige Umfeld, in dem viele Obdachlose leben müssen. Laut Vice ereigneten sich im vergangenen Jahr 885 Gewalttaten gegen obdachlose Menschen, was einen alarmierenden Anstieg um 36,8 % im Vergleich zu den Vorjahren darstellt.
Gewalt gegen Obdachlose
Die Anstieg der Gewalt gegen diese besonders schutzbedürftige Gruppe steht im Kontext gesamtgesellschaftlicher Krisen. Paul Neupert von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe dokumentiert regelmäßig Gewaltfälle und stellt fest, dass die Dunkelziffer hoch ist, da viele Betroffene aus Angst keine Anzeige erstatten. Die Ursachen sind komplex und umfassen sowohl psychologische als auch soziale Faktoren. Saskia Gränitz, die zur Obdachlosigkeit forscht, betont, dass oft junge Männer als Täter auftreten und diese Angriffe häufig aus einem Bedürfnis heraus erfolgen, ihre eigene Schwäche zu kompensieren.
Die Gewalt gegen Obdachlose betrifft diverse Formen, von Schlägereien bis hin zu Tötungsdelikten. Eine verheerende Statistik belegt, dass 40 % der Straftaten gegen Obdachlose dem Hate-Crime-Motiv zugerechnet werden können. Dies bedeutet, dass viele Angriffe von einer grundlegenden Abneigung gegenüber den Lebensumständen der Opfer motiviert sind. Die Amadeu Antonio Stiftung dokumentiert zudem, dass 20 % der seit 1990 durch rechte Gewalt getöteten Personen obdachlos waren.
Gesellschaftliche Herausforderungen
Besonders besorgniserregend ist die Zunahme der Gewalt gegen obdachlose Frauen, die in den letzten fünf Jahren um 46,2 % gestiegen ist. Gränitz hebt hervor, dass in der Forschung zur Obdachlosigkeit Frauen lange Zeit unzureichend betrachtet wurden. Ihre Situation ist oft noch prekärer, da sie häufig sexuelle Gewalt erleben. Der gesellschaftliche Umgang mit Obdachlosigkeit wird zudem als gesamtgesellschaftliches Versagen gedeutet, das sich nicht nur auf sozialpolitische Reglungen beschränkt, sondern auch auf tiefere strukturelle Probleme verweist, wie etwa Wohnungsmangel und soziale Isolation.
Um Gewalt gegen Obdachlose zu reduzieren, sollten Unterkünfte geschaffen werden, die ein Mindestmaß an Privatsphäre bieten und eine adäquate Sicherheit garantieren. Es ist also nötig, die gesellschaftlichen Bedingungen zu überdenken, unter denen Obdachlosigkeit entsteht, und Strategien zu entwickeln, die über kurzfristige Lösungen hinausgehen. Ein Ansatz könnte die Rückkehr zur Wohngemeinnützigkeit und die Vergesellschaftung von Wohnraum sein.
Des Weiteren fordern Wissenschaftler wie Gränitz ein Umdenken im Umgang mit Obdachlosigkeit, um die gesellschaftlichen Krisen besser zu verstehen und somit auch die Gewalt gegen diese schutzbedürftige Gruppe zu verringern. Die Fälle von Gewalt gegen Obdachlose müssen endlich als ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem wahrgenommen und behandelt werden.
Die tragische Entdeckung von Hackis Tod beleuchtet die dringenden Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, und fordert sowohl die Öffentlichkeit als auch die Behörden dazu auf, entschiedene Maßnahmen zu ergreifen.