In Nordrhein-Westfalen spielt die Initiative „Handwerk im Hafthaus“ eine entscheidende Rolle bei der beruflichen Qualifizierung von Inhaftierten. Laut Handwerksblatt sind rund 14.000 Menschen in 36 Justizvollzugsanstalten des Bundeslandes inhaftiert. Die JVA Geldern ist dabei ein besonderes Beispiel, da hier derzeit etwa 500 männliche Straftäter auf eine Wieder-Integration in die Gesellschaft vorbereitet werden.
Das Programm befasst sich nicht nur mit der Vermittlung von praktischen Fähigkeiten, sondern auch mit der Verbesserung des Zugangs ehemaliger Inhaftierter zum Arbeitsmarkt. Dies ist besonders relevant, da gut qualifizierte Arbeitskräfte dringend gesucht werden. Die JVA Geldern bietet auf einem Areal von 71.000 Quadratmetern bis zu 236 Ausbildungsplätze in insgesamt 18 Berufen an, die vornehmlich aus dem Handwerk stammen.
Vielseitige Ausbildungsmöglichkeiten
Das Ausbildungsangebot in der JVA Geldern ist breit gefächert und umfasst verschiedene Fachbereiche. Schwerpunkte bilden unter anderem:
- Bau: Hochbaufacharbeiter/in, Maurer/in
- Farbe und Gestalten: Maler/in und Lackierer/in
- Metall: Industriemechaniker/in, Fachkraft für Metalltechnik
- Elektro: Elektroniker/in für Betriebstechnik
- Garten- und Landschaftsbau: Gärtner/in und Werker/in
- Schweißen: Schweißer/in in verschiedenen Fachrichtungen
- Lagerwesen: Fachlagerist/in
Die Inhaftierten können in verschiedenen Werkstätten lernen, die von qualifiziertem Ausbildungspersonal betreut werden. Die Weiterbildung umfasst auch grundlegende Kenntnisse, die für den späteren Berufseinstieg wichtig sind.
Kollaboration und Erfolgsbilanz
Die Initiative, die seit drei Jahren mit dem Justizministerium zusammenarbeitet, hat bereits Erfolge vorzuweisen. Rund 15 ehemalige Gefangene konnten in den letzten zwei Jahren erfolgreich in reguläre Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. Dies zeigt die positive Entwicklung und die Existenz notwendiger Kooperationen mit sechs regionalen Betrieben, für die Produkte der Inhaftierten hergestellt werden.
Etwa ein Drittel der Gefangenen in Geldern stammt aus der Umgebung Duisburg oder Kleve, während die restlichen zwei Drittel aus anderen Teilen Nordrhein-Westfalens kommen. Eine Verlegung von Gefangenen aus anderen Justizvollzugsanstalten in die JVA Geldern ist unter bestimmten Bedingungen möglich, was die berufliche Ausbildung und Entwicklung dieser Personen weiter fördert.
Die Initiative „Handwerk im Hafthaus“ ist ein integraler Bestandteil der Rehabilitierungspolitik in Deutschland. Das Bundesministerium der Justiz hat eine rechtliche Grundlage geschaffen, die es verurteilten Personen ermöglicht, ihre Verurteilung unter bestimmten Umständen anzufechten und sich gleichzeitig mit der Thematik der Resozialisierung und Wiedereingliederung auseinanderzusetzen. Ziel ist es, den Eindruck zu vermitteln, dass auch ehemalige Straftäter eine Chance auf ein neues Leben mit erfolgreicher beruflicher Integration erhalten können.
Insgesamt zeigt die Zusammenarbeit zwischen Justiz und Handwerk in Nordrhein-Westfalen das Potenzial, das in der beruflichen Qualifizierung von Inhaftierten steckt. Durch solche Initiativen kann ein Beitrag dazu geleistet werden, die Rückfallquote zu senken und soziale Strukturen langfristig zu stärken.