Die libanesische Hisbollah hat eindringlich vor einem verzögerten Abzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon gewarnt. Dieser Abzug ist Teil einer Waffenruhe-Vereinbarung, die am kommenden Sonntag ausläuft. Bei einer möglichen Verlängerung könnte es sich um einen Bruch der getroffenen Vereinbarungen handeln. Hisbollah reagiert damit auf Berichte, wonach Israel die USA um eine Fristverlängerung von 30 Tagen gebeten hat. Nach radioenneperuhr.de ist die US-Regierung im Rahmen dieser Situation in Gespräche mit Israel involviert, doch bislang hat sie gegen die Verlängerung gestimmt.
Die Waffenruhe, die zunächst für 60 Tage gelten soll, wird von einer internationalen Staatengruppe unter Leitung der USA überwacht. Diese Gruppe hat auch die Aufgabe, die Einhaltung der Waffenruhe, die einen Rückzug der Hisbollah-Kämpfer hinter den Litani-Fluss vorsieht, zu gewährleisten. Der Litani-Fluss liegt etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze, wo sich die libanesische Armee mit rund 5.000 Soldaten positioniert hat, um die Vereinbarungen zu kontrollieren.
Die Reaktionen und die geopolitische Lage
Die Reaktionen auf die Waffenruhe sind gemischt. US-Präsident Biden bezeichnete sie als „gute Nachrichten“, während Israels Ministerpräsident Netanyahu die Hisbollah vor mögliche Konsequenzen bei Verstößen warnte. Frankreichs Präsident Macron sieht in der Waffenruhe eine Chance für den Libanon, und die deutsche Außenministerin Baerbock sprach von einem „Lichtblick für die ganze Region“. Dennoch bleibt die Skepsis in Bezug auf die langfristige Haltbarkeit der Waffenruhe nicht aus. Historisch bedingt bestehen Bedenken darüber, ob die libanesische Regierung in der Lage ist, die Einhaltung zu überwachen und die Hisbollah sowie andere bewaffnete Gruppen zu kontrollieren.
Zusätzlich kommt es immer wieder zu gegenseitigen Vorwürfen von Verletzungen der Vereinbarung. Laut tagesschau.de berichteten libanesische Regierungsstellen von seinerseits Schwierigkeiten bei der Gewährleistung der Waffenruhe. UNIFIL, die UN-Friedenstruppe im Libanon, hat bereits rund 10.000 Blauhelme im Land stationiert, kämpft jedoch ebenfalls mit Herausforderungen hinsichtlich der Überwachung des Grenzgebiets.
Hintergrund des Konflikts
Der Konflikt wurde im Oktober 2023 durch einen Terrorangriff der Hamas auf Israel ausgelöst und führte zu Raketenangriffen der Hisbollah aus dem Libanon, woraufhin Israel mit Luftangriffen reagierte. Bisher wurden laut dem Deutschlandfunk über 3.800 Tote im Libanon und 129 Tote auf israelischer Seite registriert. Ungefähr 800.000 Menschen im Libanon wurden bereits vertrieben, vielen von ihnen gelang die Flucht nach Syrien. Der Libanon sieht sich aufgrund dieser anhaltenden Konflikte mit riesigen Herausforderungen konfrontiert.
Die Waffenruhe, die auf UN-Resolution 1701 basiert, soll die Feindseligkeiten für zunächst 60 Tage beenden, die Rückkehr der Libanesen aus Syrien erleichtern und eine Rückkehr zu Frieden und Stabilität ermöglichen. Doch ob dies gelingt oder ob der Konflikt erneut aufflammt, bleibt abzuwarten. Experten heben die komplexen Interessenlagen hervor, die das Umfeld für alle Beteiligten bestimmen, allen voran des Iran und seiner Unterstützung für die Hisbollah.