Am 8. April 2025 hat die russische Nordmeerflotte ein umfassendes Militärmanöver in der Arktis gestartet. An diesem Großmanöver nehmen rund 1.800 Soldaten teil, unterstützt von mehr als 20 Schiffen sowie 40 Flugzeugen und Hubschraubern. Der Übung, die unter dem Kommando von Nordmeerflottenchef Konstantin Kabanzow steht, wird eine Dauer von mehreren Tagen zugeschrieben. Ziel des Manövers ist es, die Kontrolle über militärische und zivile Infrastrukturen in der Region zu sichern und die Sicherheit der Handelsmarine Russlands sowie der strategischen Seewege, insbesondere der Nordostpassage, zu gewährleisten. Russland hat in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um seine militärischen Kapazitäten in der Arktis auszubauen, was durch Klimawandel und geopolitische Veränderungen weiter an Bedeutung gewinnt.
Das Manöver wurde als planmäßige Übung angekündigt, wobei Kremlchef Wladimir Putin die Arktis als eine strategisch wichtige Region für Russland einstuft. Putin äußerte zudem Bedenken, dass die NATO die Arktis als Brückenkopf für potenzielle Konflikte nutzen möchte. Die Region, die durch maritime Handelsrouten wie die Nordostpassage an Bedeutung gewonnen hat, wird zunehmend für Schiffsverkehr erschlossen, vor allem aufgrund der durch den Klimawandel bedingten Eisschmelze.
Militärische Strategie und NATO-Herausforderungen
Besondere Beachtung gilt der Tatsache, dass Finnlands Beitritt zur NATO die NATO-Grenze zu Russland fast verdoppelt und die militärische Situation in der Region erheblich verändert hat. Die NATO hat sich lange Zeit nicht aktiv mit der Arktis befasst, da diese als „Zone des Friedens“ galt. Doch seit dem Ende des Kalten Krieges gibt es ein wachsendes Interesse an militärischen und wirtschaftlichen Aktivitäten in der Region.
Die NATO trug der regionalen Entwicklung Rechnung, nachdem Russland 2014 die Krim annexionierte, und begann, militärische Bedrohungen in der Arktis genauer zu analysieren. Sicherheitsinteressen in der Arktis wurden regional auf die fünf arktischen NATO-Mitglieder beschränkt, aber das Potenzial für Konflikte wächst, besonders vor dem Hintergrund der sich verstärkenden militärischen Aktivitäten Russlands in dieser strategisch sensiblen Region.
Das UN-Seerechtsübereinkommen (SRÜ) gilt als rechtlicher Rahmen für territoriale Ansprüche in der Arktis, obwohl die USA die Ratifizierung bisher verweigert haben. Dies führt zu Unsicherheiten in den internationalen Beziehungen in der Region. Der Arktische Rat fördert zwar die Zusammenarbeit und bisherige Stabilität, aber Sicherheitsfragen fallen oft außerhalb seiner Kompetenzen. Spezielle Dialogforen wurden eingerichtet, um die Militarisierung und sicherheitsrelevanten Themen in der Arktis zu diskutieren, jedoch ohne auf greifbare Lösungen hinzuarbeiten.
Die geopolitischen Spannungen nehmen insgesamt zu. Klimawandel und militärische Aufrüstung machen die Arktis zu einem hot spot im globalen Wettstreit um Rohstoffe und neue Handelsrouten. Russland bekräftigt konsequent seine territorialen Ansprüche und investiert weiterhin in die Aufrüstung und den Ausbau militärischer Stützpunkte in der Region, während auch China bestrebt ist, seinen Einfluss auszubauen und als „Nah-Anrainer“ in der Arktis zu agieren.