Der Musikmarkt erlebt einen tiefgreifenden Wandel, der sich vor allem in den aktuellen Charts widerspiegelt. Der bayrische Liedermacher Oimara hat mit seinem Titel „Wackelkontakt“ die Spitze der deutschen Single-Charts erklommen und verweilt dort seit Wochen. Doch das Bild in den Charts ist von einer Dominanz der Solo-Künstler geprägt. In den Top Ten finden sich vor allem Einzelkünstler wie Zartmann und Ayliva sowie Duette wie Rosé & Bruno Mars oder Lady Gaga & Bruno Mars. Dies zeigt sich auch an den sinkenden Anteilen von Bands, die in den 1990er Jahren noch 37 Prozent der Single-Charts ausmachten, während dieser Anteil in den 2020er Jahren auf schockierende 6 Prozent gesunken ist, wie radioeuskirchen.de feststellt.
Die Zahlen scheinen alarmierend, wobei Duos und Kollaborationsprojekte mittlerweile 45 Prozent der Charts ausmachen. Marina Buzunashvilli, Musikmanagerin, führt diese Entwicklung auf die Schwierigkeiten zurück, die es Bands heutzutage bereitet, mit Musik ein Einkommen zu generieren. Die Einnahmen durch Streamingdienste sind erheblich niedriger, es sei denn, man gehört zu den ganz großen Stars wie Taylor Swift. Für den Großteil der Musiker ist es heute entscheidend, durch Tourneen und Merchandising-Verkäufe finanziell über die Runden zu kommen. Zudem spielen soziale Medien wie TikTok eine entscheidende Rolle bei der Fanbindung, insbesondere für Einzelkünstler. Diese Plattformen ermöglichen es, die jungen Zuhörer direkt zu erreichen und zu engagieren.
Der Einfluss des Streaming
Streamingdienste haben die Art und Weise, wie Musik konsumiert wird, revolutioniert. Laut dem Global Music Report 2021 stammen 62,1 Prozent des Umsatzes am globalen Musikmarkt aus Streamingdiensten. Spotify, mit einem Marktanteil von 32 Prozent, ist dabei der Platzhirsch unter den Anbietern. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass Musiklabels zunehmend Solo-Künstler bevorzugen, die sich leichter vermarkten lassen als Bands. Auch das Hörverhalten hat sich grundlegend verändert. Immer mehr Menschen bevorzugen kürzere Songs, was durch das Streaming-Algo begünstigt wird. Bad Bunny ist ein Beispiel dafür; er hat 23 Songs mit einer durchschnittlichen Länge von 3 Minuten und 29 Sekunden veröffentlicht, um die Streaming-Zahlen zu maximieren, wie bonedo.de erklärt.
Die Herausforderung, die sich für Musiker stellt, ist die Fülle an täglich veröffentlichten Songs. 2023 kamen so täglich 123.000 neue Titel auf den Markt, von denen viele jedoch qualitativ nicht überzeugen konnten. Dabei ist es nicht unüblich, dass Millionen von hochgeladenen Songs gar keine Streams generieren. Obwohl es einen klaren Trend hin zu Solo-Künstlern gibt, zeigt sich, dass talentierte Bands weiterhin erfolgreich sind und Wege finden, sich selbst zu promoten und ihre Authentizität durch die Massen zu wahren.
Die Rückkehr der Bands
Trotz dieser Entwicklung gibt es eine bemerkenswerte Rückkehr von sogenannten Boy- und Girlbands aus den 90er und 2000er Jahren, die auf Tournee gehen und bei Festivalauftritten für ein ausverkauftes Publikum sorgen. Diese Nostalgie ist ein weiterer Hinweis darauf, dass der Musikmarkt in ständiger Veränderung ist. Während Bands in den Album-Charts der 2020er Jahre etwa 46 Prozent der platzierten Alben ausmachen, zeigt sich, dass die Anziehungskraft von Live-Auftritten und die permanente Präsenz in sozialen Medien neue Möglichkeiten für Bands eröffnen. Alte Größen wie Rammstein, Linkin Park oder Die Fantastischen Vier sind nach wie vor auf den großen Bühnen präsent und ziehen ein breites Publikum an.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Musiklandschaft mehr denn je von Solo-Artists geprägt ist. Von der finanziellen Nachhaltigkeit bis hin zur Anpassung an neue Technologien und das Zuschauerverhalten haben diese Veränderungen weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Branche. Die Zukunft der Musik könnte zwar von Einzelkünstlern dominiert sein, aber die Rückkehr beliebter Bands zeigt, dass die Liebe zur Gruppenmusik keineswegs erloschen ist.