Die Lage für Frauen, die vor häuslicher Gewalt fliehen wollen, bleibt in Deutschland angespannt. Im Jahr 2023 wurden laut Berichten von Kölner Stadt-Anzeiger 360 Frauen getötet, oft durch ihren aktuellen oder ehemaligen Partner. Statistisch gesehen sind fast 400 Frauen und Mädchen täglich von Gewalt betroffen. Trotz dieser alarmierenden Zahlen sind Frauenhäuser oft überlastet, was dazu führt, dass hilfesuchende Frauen oft abgewiesen werden. Der Druck auf die Schutzhäuser ist enorm, da die Nachfrage nach Schutzplätzen auch durch die zunehmenden bürokratischen Anforderungen steigt.
Das Euskirchener Schutzhaus hat von Juni 2024 bis heute bereits 476 Beratungsgespräche geführt. 44 Prozent dieser Gespräche betrafen die Existenzsicherung der betroffenen Frauen. Besonders herausfordernd ist die Finanzierung: Mitarbeitende müssen zahlreiche Dokumente einreichen, um Gelder für die Unterbringung zu erhalten. 79 Frauen konnten im Jahr 2023 nicht aufgenommen werden; 14 wegen fehlender Finanzierungsoptionen, 30 wegen überfüllter Plätze und 21 aufgrund fehlender geeigneter Zimmer, wie der Kölner Stadt-Anzeiger weiter berichtet.
Bürokratische Hürden und Finanzierungslücken
Die Bürokratie belastet die Mitarbeitenden in den Frauenhäusern und führt dazu, dass viele Frauen, die nicht über Jobcenter oder Sozialämter finanziert werden können, abgewiesen werden. Der Bund hat zwar 2,6 Milliarden Euro bereitgestellt, um die Strukturen bis 2032 auszubauen, doch der derzeitige Bedarf an Schutzplätzen in Deutschland liegt bei mindestens 21.000, von denen lediglich ein Drittel gedeckt werden kann. Ein neues Gewalthilfegesetz, das bundesweit einen Zugang zu Schutz und Beratung gewährleisten soll, wird diskutiert. Dieses würde den Frauen und Mädchen eine niedrigschwellige, diskriminierungsfreie Unterstützung bieten und die Existenz von Beratungsangeboten sichern, wie Frauen gegen Gewalt zusammenfasst.
Die Diskussion um ein wirksames Hilfesystem zeigt, wie dringend Änderungen nötig sind. Expert*innen aus Politik, Wissenschaft und sozialen Verbänden fordern, dass mehr staatliche Gelder in die Fachberatung fließen. Hierbei sollen die von dem Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) entwickelten Mindeststandards Maßstäbe setzen, um die Bedürfnisse der Frauen besser zu berücksichtigen. Laut dem bff bleibt das Hilfesystem in seiner derzeitigen Form unzureichend, weshalb weitere öffentliche Investitionen notwendig sind, um die Angebote auszubauen und zu erweitern.
Realität in den Frauenhäusern
Die Realitäten in den Frauenhäusern sind oft erschütternd. In einem Beispiel berichtet Reporterdesk von der Situation von Nicola K., die wegen häuslicher Gewalt in ein Frauenhaus flüchtete. Der Anstieg der häuslichen Gewalt ist auch in Baden-Württemberg deutlich: 16.430 Fälle wurden 2023 registriert, 13.111 Betroffene waren Frauen. Die Verurteilungsrate bleibt mit nur 83 verurteilten Personen, überwiegend Männer, niedrig. Die Mannheimer Frauenhäuser beispielsweise müssen trotz einer Anfrage von 245 Frauen um Unterstützung abweisen, da nur 21 Plätze und 12 Außenwohnungen zur Verfügung stehen.
Insgesamt zeigt sich, dass es in Deutschland an einem flächendeckenden, verlässlichen System zur Unterstützung von Frauen und Mädchen mangelt, die von Gewalt betroffen sind. Besonders die Finanzierung von Frauenhäusern bleibt ungewiss, da Kommunen nicht zur Bereitstellung von Mitteln verpflichtet sind. Viele Frauen müssen ihre Aufenthalte selbst bezahlen, was weitere Hürden schafft.
Angesichts dieser Herausforderungen ist es entscheidend, dass die Diskussion um gesetzliche Regelungen und finanzielle Unterstützung vorrangig behandelt wird. Nur so kann ein verlässliches Hilfesystem entstehen, das den Bedürfnissen von Frauen und Kindern gerecht wird und diese vor Gewalt schützt.