Die Gastronomie in Deutschland hat sich seit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie erheblich verändert. Die Schließungen während des Lockdowns führten dazu, dass viele Restaurants zeitweise nicht mehr öffnen konnten und Personal in andere Berufe wechselte. Mit der Wiedereröffnung blieben die Gäste aus, teils aufgrund von Preissteigerungen, die aus verschiedenen Krisen resultieren. Kader Gül, Betreiber der Kult-Kneipe „Dorfkrug“ in Gelsenkirchen-Buer, hat als Reaktion auf die geänderte Marktsituation beschlossen, seine Preise zu senken. Ab April 2025 wird die ursprüngliche Speisekarte aus dem Jahr 2015 zurückgebracht, um die Gäste zurückzugewinnen und die Attraktivität seines Lokals zu erhöhen. Wie derwesten.de berichtet, hofft Gül auf mehr Verständnis der Kundschaft für die aktuelle Gastronomiesituation und möchte die Besucherzahlen in Buer steigern.
Die Gründe für die Preiserhöhungen in der Gastronomie sind vielfältig und liegen nicht nur an der Pandemie, sondern auch an den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, Inflation und steigenden Energiekosten. Dies hat viele Gastronomen in Deutschland hart getroffen. Laut faz.net sanken die preisbereinigten Erlöse für Gastronomie und Beherbergungsbetriebe im Jahr 2024 um 2,6 Prozent. Der Umsatz der Branche liegt immer noch um 13,1 Prozent unter dem Niveau von 2019. Trotz einer nominalen Steigerung der Erlöse um 0,6 Prozent in 2024 ist die Situation für viele Wirte problematisch, da die Kosten für Personal und Nahrungsmittel weiter steigen.
Preisanpassungen im „Dorfkrug“
Im Rahmen seiner geplanten Preissenkungen wird Gül auch beliebte Gerichte günstiger anbieten. So wird die Schweinshaxe, die normalerweise 20,90 Euro kostet, im April 14,90 Euro kosten. Auch das Jägerschnitzel wird ab sofort günstiger angeboten, wobei der Preis bei 12,90 Euro inklusive Beilagensalat liegt. Kader Gül plant zudem, sobald die Nachfrage dies zulässt, bereits aus dem Sortiment genommene Gerichte wie Kalbsleber und Steak erneut anzubieten. Während Heimspieltagen des FC Schalke 04 und anderen besonderen Veranstaltungen bleibt die reguläre Preisliste jedoch in Kraft.
Die Herausforderungen des Gastgewerbes gehen jedoch über die Preisgestaltung hinaus. Gastronomen stehen unter Druck, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und neue Strategien zu entwickeln, um die Profitabilität sicherzustellen. Einfache Maßnahmen wie der Einkauf von saisonalen und lokalen Produkten oder die Anpassung der Speisekarten können helfen, Kosten zu senken und die Qualität zu erhöhen. Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) fordert zudem eine Rückkehr zum ermäßigten Steuersatz auf Speisen, um die Belastungen der Branche zu mindern, wie gastgewerbe-magazin.de feststellt.
Marktanalyse und Kundenverhalten
Die Preissensibilität der Gäste hat zugenommen, was sich auch in einer veränderten Konsumhaltung niederschlägt. Viele Lokale müssen ihre Öffnungszeiten anpassen und früher schließen, um den wirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Die Gastronomen sind besorgt über die Marktsituation und den Fachkräftemangel, was den Druck auf die Branche erhöht. Gül hofft, dass durch seine Preissenkungen im „Dorfkrug“ eine Rückkehr zu einem lebhafteren Gaststättenbetrieb gelingt und mehr Menschen die Rituale der sozialen Interaktion in seinem Lokal wiederentdecken.