Die Gewalt an Schulen in Deutschland nimmt alarmierende Ausmaße an. Aktuellen Berichten zufolge haben 12 % der Viertklässler an Grundschulen angegeben, mindestens einmal pro Woche geschlagen zu werden. Dies ist nur ein Teil eines größeren Problems, das sich in den letzten Jahren zuspitzt. Ein kürzlich veröffentlichter Leitfaden für Lehrer und Schulpersonal in Nordrhein-Westfalen (NRW) beleuchtet die gewalttätigen Erfahrungen, denen sie ausgesetzt sind, und bietet umfassende Handlungsempfehlungen. Laut Bild wurde der Leitfaden eingestellt, um die steigenden Gewalterfahrungen an Schulen zu adressieren und betont, dass Schulen oft als Spiegel der gesellschaftlichen Probleme fungieren.
In NRW wurden in 2023 bundesweit 27.470 Vorfälle an Schulen gemeldet, was einem Anstieg von 27 % im Vergleich zu 2022 entspricht. Die Schulleiter in NRW berichten in 73 % der Fälle von Bedrohungen, Beleidigungen oder Mobbing gegenüber Lehrern. Ein besonders besorgniserregender Aspekt ist, dass auch von Eltern Gewalt ausgeht, was die ohnehin schon schwierige Lage weiter verschärft.
Lehrer in Not
In der Erhebung der Robert Bosch Stiftung, die Tagesschau am 24. April 2024 veröffentlichte, berichten 47 % der Lehrkräfte von psychischer oder physischer Gewalt durch Schüler an ihrer Schule. Die Umfrage, an der über 1600 Lehrkräfte teilnahmen, zeigt, dass besonders Schulen in sozial benachteiligten Lagen betroffen sind. Auch die emotionale Erschöpfung der Lehrer ist erschreckend: 36 % fühlen sich mehrmals pro Woche ausgebrannt, und 27 % ziehen eine Kündigung in Betracht.
Die Hauptursache für die Schwierigkeiten im Lehrerberuf liegt im Verhalten der Schüler, berichten 35 % der Befragten. Hinzu kommen große Herausforderungen im Umgang mit heterogenen Klassen, was 33 % als problematisch erachten. Das Schulbarometer zeigt, dass weniger als 50 % der Lehrkräfte die inklusive Beschulung als Gewinn erachten, und 77 % glauben, dass die Schüler nicht die notwendige Unterstützung erhalten.
Handlungsbedarf erkannt
Ein zentraler Punkt des neuen Leitfadens für Lehrer in NRW ist die psychische Erste Hilfe für betroffene Lehrkräfte. Darin werden Empfehlungen ausgesprochen, wie sich Lehrer schützen können. Dazu gehört, sich aus Gefahrenzonen zu entfernen und mit klaren, energischen Anweisungen zu reagieren. Laut Bild sollten Lehrer auch ihr Gesichtsfeld auf den Angreifer verlassen, um Eskalationen zu vermeiden.
Die Herausforderungen, vor denen Lehrer und Schulen stehen, sind vielfältig. Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung spricht von einem „massiven Personalmangel“ und fordert dringend Lösungen. Trotz dieser Schwierigkeiten sind jedoch 75 % der Lehrkräfte mit ihrem Beruf zufrieden, und 92 % glauben, dass sich die Schüler in ihrer Schule wohlfühlen.
Die steigende Gewalt zeigt deutlich, dass Schulen in Deutschland an einem kritischen Punkt angekommen sind, an dem Handlungsbedarf besteht, um die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Beteiligten zu gewährleisten.