Der aktuelle Fokus auf die Förderung von Künstlerinnen in der deutschen Kunstszene zeigt sich besonders stark in Leipzig. Am 24. Januar 2025 stehen fünf Leipziger Künstlerinnen im Mittelpunkt, die sich seit 2017 zu einer sogenannten ART Band zusammengeschlossen haben, um Aufmerksamkeit zu gewinnen und um faire Preise in einer von Männern dominierten Kunstwelt zu erzielen. Diese kreative Gruppe besteht aus Miriam Vlaming, Claudia Rößger, Isabel Dutoit, Verena Landau und Katrin Heichel. Kurator und Kunsthistoriker Wolfgang Merkel plant eine deutschlandweite Tournee mit der Künstlerinnengruppe und hat bereits konkrete Stationen festgelegt.
Die Tournee soll durch mehrere deutsche Städte führen, unter anderem nach Dortmund, Düsseldorf, Oberhausen, Pirmasens, Neunkirchen/Saar, Völklingen, Speyer, Mannheim und Reutlingen, wobei die letzte Station erst 2028 angestrebt wird. Die Planung der Tournee erstreckt sich über die nächsten zwei Jahre, mit dem Ziel, die vollständige ART Show der Leipziger Künstlerinnen voraussichtlich erst im Jahr 2027 zu realisieren. Besonders hervorzuheben ist, dass Miriam Vlaming bereits 2009 eine Soloshow in der Kunsthalle Mannheim und eine bedeutende Ausstellung in Israel hatte.
Rückblick auf historische Ausstellungen
Dieser Vorstoß für mehr Sichtbarkeit von Künstlerinnen erinnert an die Herausforderungen, die Frauen in der Kunstwelt seit jeher gegenüberstanden. Ein herausragendes Beispiel ist die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung (STIGA) von 1897 in Leipzig. Diese Veranstaltung widmete sich zwar größtenteils der Industrie und dem Gewerbe, bot aber auch eine Plattform für zeitgenössische Kunst. Zum 125-jährigen Jubiläum der STIGA plant das Museum der bildenden Künste (MdbK) eine Ausstellung, die sich auf die damals ausgestellten Künstlerinnen konzentriert.
Im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung wird die Ausbildungssituation der Künstlerinnen sowie deren Rolle auf der STIGA thematisiert. Bei der STIGA waren von insgesamt 362 ausstellenden Kunstschaffenden nur 34 Künstlerinnen vertreten, was die Herausforderungen unterstreicht, mit denen Frauen in der Kunst branchenübergreifend konfrontiert sind. Die Auswahlkommission bestand lediglich aus Männern, was die strukturelle Diskriminierung von Künstlerinnen zur damaligen Zeit deutlich macht.
- Einige der Künstlerinnen, die an der STIGA teilnahmen, sind:
- Marianne Fiedler – erste Frau mit Einzelausstellung im Kupferstich-Kabinett Dresden 1894.
- Emilie Mediz-Pelikan – aktiv in der Künstlerkolonie Dachau.
- Philippine Wolff-Arndt – initiierte den Verein der Leipziger Künstlerinnen und war Mitbegründerin der Königlich Akademie für Grafik und Buchgewerbe.
- Ella Hagen – bekannt für Pflanzen- und Blumenstudien.
- Bertha Schrader – Vorsitzende der Gruppe Dresdner Künstlerinnen.
Im Rahmen der Jubiläumsausstellung wird auch eine Intervention von Künstler*innen der Hochschule für Grafik und Buchkunst gezeigt, die sich mit der strukturellen Diskriminierung von weiblichen und nicht-binären Künstler*innen auseinandersetzt. Diese Entwicklungen verdeutlichen den Ansatz, nicht nur eine Rückblick auf die Geschichte der Künstlerinnen, sondern auch aktuelle Diskurse über Gleichstellung und Sichtbarkeit in der Kunstwelt anzustoßen.