Verena Zapf, eine 80-jährige Lehrerin, hat kürzlich ihren runden Geburtstag gefeiert. Sie gehört zu den dienstältesten Lehrern in Deutschland und unterrichtet an der Evangelischen Schule Köpenick in Berlin Biologie und Chemie. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters ist sie überzeugt davon, dass sie bis 100 Jahre alt unterrichten kann. Ihr Engagement zeigt sich in ihrem wöchentlichen Arbeitseinsatz von zwei Tagen mit insgesamt sechs Stunden Unterricht, überwiegend in Biologie-Leistungskursen. Die Freude, die sie an der Arbeit mit Schülern und Kollegen empfindet, treibt sie an, aktiv zu bleiben. In regelmäßigen Abständen besucht sie ein Fitnessstudio, geht spazieren und trifft Freunde, was ihren Lebensstil entscheidend prägt.
Kerstin Schwitters, die stellvertretende Schulleiterin der Evangelischen Schule, beschreibt Zapf als eine große Bereicherung für die Schule. Ihr umfassender Erfahrungsschatz kommt nicht nur den Schülern, sondern auch den jüngeren Lehrkräften zugute. Zapf hebt die Bedeutung der Lehrergesundheit und die individuelle Betrachtung der Schüler hervor. Trotz der Tatsache, dass sie nicht per Du mit ihren Schülern ist, pflegt sie einen respektvollen Austausch auf Augenhöhe und nimmt sich die Zeit, die Probleme ihrer Schüler anzuhören.
Das Stresspotential im Lehrerberuf
Die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften sind entscheidend für deren Gesundheit. Laut dem Deutschen Schulportal stehen sie vor großen Herausforderungen, insbesondere im Umgang mit unmotivierten oder undisziplinierten Schülern, dem hohen Lärmpegel in Schulen und den vielfältigen Verwaltungsaufgaben. Diese Stressfaktoren belasten die Lehrkräfte erheblich und führen zu einer hohen Arbeitsbelastung. Oft haben Lehrer Schwierigkeiten, zwischen Beruf und Privatleben zu trennen, was sich negativ auf ihre Gesundheit auswirkt.
Im Vergleich zu anderen Erwerbstätigen zeigen Studien, dass Lehrkräfte signifikant höhere Werte bei psychischer Erschöpfung aufweisen. Der stärkste Belastungsfaktor ist die emotionale Belastung, unter der viele Lehrkräfte leiden. Während der Corona-Pandemie verschärften sich diese Herausforderungen durch Schulschließungen und unzureichende digitale Lösungen. Ein effektives Schulklima und die Unterstützung durch Kollegen sind unerlässlich, um die Resilienz zu fördern und den Stress zu mindern.
Gesundheitsförderung im Lehrerberuf
Zur Gesundheit der Lehrkräfte gibt es in Deutschland seit den 2000er-Jahren zunehmend Programme zur Prävention. Trotz dieser Bemühungen konzentrieren sich die meisten Programme eher auf individuelle Ressourcen, anstatt die Bedingungen an den Schulen strukturell zu verbessern. Eine Studie belegt, dass 61,8% der Lehrer Schwierigkeiten haben, nach der Arbeit abzuschalten, was eine Herausforderung für ihre mentale Gesundheit darstellt.
Um die Lehrergesundheit zu stärken, sind Maßnahmen notwendig, die das Schulklima und die Organisationsstruktur angehen. Dabei ist es entscheidend, emotionale Belastungen der Lehrer zu adressieren und spezifische Unterstützungsangebote zu entwickeln. Ein ganzheitlicher Ansatz kann dabei helfen, eine gesundheitsförderliche Schulkultur zu etablieren, um Lehrer langfristig im Beruf zu halten.
Verena Zapfs Engagement und ihre Leidenschaft für den Lehrerberuf sind ein Beispiel dafür, wie eine positive Einstellung und aktive Gesundheitsförderung zu einem langen, erfüllten Arbeitsleben führen können. Ihre Erfahrungen und die Herausforderungen, vor denen viele Lehrer stehen, verdeutlichen die Notwendigkeit eines Wandels im Bildungssystem, um die Lehrer zu unterstützen und ihre Gesundheit zu fördern.