Die Energiewende in Deutschland nimmt mit dem geplanten Bau einer großen Batteriespeicheranlage in Hamm, Nordrhein-Westfalen, neue Dimensionen an. RWE hat angekündigt, eine der weltweit größten Anlagen dieser Art zu errichten, was durch die Investition eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags ermöglicht wird. Die Anlage wird aus 316 Übersee-Containern bestehen, die insgesamt 25.000 Lithium-Eisen-Batterien (LFP) beherbergen werden. Die Dimensionen des Projekts sind beeindruckend: Die Fläche der Anlage wird etwa viermal so groß sein wie der Petersdom, und mit einer Speicherkapazität von 1,2 Gigawattstunden wird sie in der Lage sein, bis zu 23.000 Elektrofahrzeuge gleichzeitig zu laden. Dies ist ein entscheidender Schritt in der Stabilisierung des Stromnetzes, besonders angesichts der zunehmend unvorhersehbaren Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.
Diese Digitalisierung des Energiesektors ist stark von den aktuellen geopolitischen Herausforderungen geprägt. Der Ukraine-Krieg hat dazu geführt, dass auf Kohlekraftwerke zurückgegriffen wird, während Gaskraftwerke aufgrund fehlender russischer Gaslieferungen weniger genutzt werden können. Nikolaus Valerius, der Vorstandsvorsitzende der RWE Generation SE, hat den Standort in Hamm deshalb als „Speicherhauptstadt Deutschlands“ bezeichnet. Hamms Oberbürgermeister Marc Herter unterstreicht ebenfalls die Bedeutung des Standortes für die grüne Energieversorgung und hebt die lange Tradition der Energieproduktion in der Region hervor, die bis zu einem Kohlekraftwerk aus den 1960er Jahren reicht.
Batteriespeicher für eine nachhaltige Zukunft
Die Bedeutung von Batteriespeichern für die Energiewende wird von Experten, wie denen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), betont. Die neuen Anlagen in Hamm werden Regelenergie zur Stabilisierung des Stromnetzes bereitstellen, was für die Transformationsphase hin zu mehr erneuerbaren Energien unerlässlich ist. Zusammen mit einer bereits im Februar in Betrieb genommenen ersten Speicheranlage wird die cumulative Speicherkapazität in Hamm auf 1,35 Gigawattstunden erhöht. Dies ergibt sich aus der Herstellung von drei neuen Batterieparks am nahegelegenen Kraftwerk Westfalen, die zusammen eine Leistung von 600 Megawatt erreichen werden.
Die moderne Technik, die in diesen Anlagen eingesetzt wird, schließt superschnelle Wechselrichter ein, die eine Bereitstellung von Reserveleistung in Millisekunden ermöglichen. RWE verfolgt mit diesen Initiativen nicht nur lokale, sondern auch globale Ziele, denn das Unternehmen plant einen signifikanten Ausbau ihrer Batteriespeicherkapazitäten weltweit.
Der Markt der Batteriespeicher
In Deutschland besteht eine hohe Nachfrage nach Batteriespeichern, nicht nur im unternehmerischen Bereich. Zum Beispiel hat die Deutsche Bahn 70% der Speicherkapazität eines neuen Batteriespeichers gesichert, um eine klimaneutrale Zukunft bis 2040 zu erreichen. Die Entwicklung in anderen Ländern, wie Großbritannien und Australien, zeigt, dass regulatorische Rahmenbedingungen geändert werden müssen, um den Einsatz von Großspeichern zu fördern. Experten erwarten, dass bis 2030 eine Verfünfzehnfachung der installierten Batteriespeicherkapazität in Europa stattfinden wird, wobei Deutschland als Hauptbeitragender gilt, wie tagesschau.de berichtet.
Die Batteriegroßspeicher sind nicht nur für die Ausnutzung erneuerbarer Energien entscheidend, sie könnten auch potenziell die Strompreise senken, wenn sie als flexible Leistungsträger ins Netz integriert werden. In den nächsten Jahren könnten sich die Vorteile für die Endverbraucher deutlich zeigen, vorausgesetzt, die notwendigen Anpassungen der Regulatorik werden umgesetzt.
Insgesamt zeigt der Bau der neuen Batteriespeicheranlage in Hamm, das RWE mit diesem ambitionierten Projekt eine zentrale Rolle in der Zukunft der deutschen Energieversorgung und der globalen Energiewende spielt. Die Inbetriebnahme ist zwischen 2026 und 2028 geplant und könnte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Stabilität und Effizienz des Strommarktes haben.