Am 10. Februar 2025 hat die Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL) ein neues Forschungsprojekt mit dem Titel „PSY:SICHT“ ins Leben gerufen, um die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft zu erhöhen. Dies geschieht im Vorfeld des Internationalen Tags der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft, der am 11. Februar gefeiert wird. Gefördert wird das Projekt mit gut 447.000 Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Innovative Frauen im Fokus (IFIF)“. Die Laufzeit des Projektes erstreckt sich bis 2027.
Das Vorhaben zielt darauf ab, die psychologischen Faktoren zu identifizieren, die die Sichtbarkeit von Frauen in wissenschaftlichen Positionen beeinflussen. Studien zeigen, dass Frauen in höheren akademischen Positionen stark unterrepräsentiert sind. So besetzen nur 28% der Professorenstellen Frauen, obwohl der Frauenanteil unter Doktorandinnen mit 46% und unter Habilitandinnen mit 37% wesentlich höher ist. Das Phänomen, dass Frauen mit fortschreitender Karriere seltener in diesen Positionen anzutreffen sind, wird oft als „leaky pipeline“ bezeichnet. Beispielhaft zeigt sich die geringere Sichtbarkeit von Frauen in weniger häufigen Zitationen ihrer Arbeiten und selteneren Einladungen zu Kongressen, insbesondere als Sprecherinnen.
Methodik und Forschungsansatz
Das Team von „PSY:SICHT“ besteht aus mehreren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Laura Große und Prof. Dr. Silke Jörgens. Neben diesen beiden Initiatoren arbeiten M.Sc. Antonia Böttcher, M.Sc. Britta Kelch, B.Sc. Farina Koßmann sowie zwei studentische Mitarbeiterinnen, Janet Leticia Herrera und Louisa Bornhöft, am Projekt. Der Forschungsansatz ist ein Mixed-Methods-Ansatz, der sowohl Fokusgruppen-Interviews als auch eine Online-Umfrage umfasst. In der ersten Phase sollen psychologische Faktoren durch Gespräche mit Wissenschaftlerinnen und Genderexpert*innen exploriert werden. In der zweiten Phase werden Geschlechtsunterschiede bei sichtbarkeitsassoziierten psychologischen Faktoren quantitativ untersucht.
Ein zentrales Anliegen dieses Projektes ist die Untersuchung und Identifikation spezifischer psychologischer Faktoren, wie etwa Attributionen von Erfolgen oder Misserfolgen und die Angst vor sozialer Ablehnung. Zudem wird das „Imposter-Syndrom“, das einige Wissenschaftlerinnen verspüren und das sie davon abhält, sich öffentlich zu präsentieren, thematisiert. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der Sichtbarkeitsprozesse zu entwickeln und konkrete Handlungsempfehlungen für die Öffentlichkeitsarbeit zu formulieren.
Aufruf zur Mitwirkung und Unterstützung
Im Rahmen des Projekts werden Personen aus der Öffentlichkeitsarbeit und der Wissenschaft aufgerufen, ihre Erfahrungen mit Sichtbarkeitsprozessen zu teilen. Interessierte sind eingeladen, sich über die E-Mail-Adresse psysicht@hshl.de zu melden. Als wissenschaftlicher Ansprechpartner steht Prof. Dr. Silke Jörgens unter der Telefonnummer +49 (0)2381 8789-541 oder via E-Mail unter silke.joergens@hshl.de zur Verfügung.
Die Förderung der Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft ist nicht nur für das individuelle Fortkommen der Wissenschaftlerinnen von Bedeutung, sondern auch für die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschaftssystems in Deutschland. Die BMBF-Initiativen zur Erhöhung der Diversität an Hochschulen und die Bekämpfung des Gender-Award-Gaps, bei dem Frauen weniger Anerkennung für ihre wissenschaftlichen Leistungen erhalten, untermauern die Relevanz des Projekts „PSY:SICHT“. Die Vielfalt in der Forschung ist essentiell für exzellente Ergebnisse und stärkt die Position der Wissenschaft in einem globalen Wettbewerb.
Für mehr Informationen zu diesen Themen können weitere Details bei Innovative Frauen im Fokus sowie dem BMBF eingesehen werden.