Jos Leijdekkers, ein niederländischer Drogenboss, wurde in Sierra Leone entdeckt, wo er sich versteckt hielt. Laut Radio Herford ist Leijdekkers eine Schlüsselfigur im internationalen Kokainhandel und steht auf der EU-Liste der meistgesuchten Kriminellen. Im vergangenen Jahr wurde er in den Niederlanden in Abwesenheit zu 24 Jahren Haft verurteilt, nachdem er für den Schmuggel von knapp sieben Tonnen Kokain sowie für die Anordnung eines Mordes verantwortlich gemacht wurde.
Die juristische Situation für Leijdekkers hat sich weiter verschärft, nachdem ein belgisches Gericht ihn im September zu zehn Jahren Gefängnis verurteilte, ebenfalls wegen Drogenhandels und Körperverletzung. Vor seiner Entdeckung in Sierra Leone wurde er in der Türkei vermutet. Die niederländische Polizei hat eine Belohnung von 200.000 Euro für Hinweise zur Festnahme von Leijdekkers ausgesetzt.
Die Rolle Sierra Leones im Drogenhandel
Sierra Leone spielt eine entscheidende Rolle im Kokainhandel zwischen Südamerika und Europa. Es gibt kein Auslieferungsabkommen zwischen den Niederlanden und Sierra Leone, was die Rückführung erschwert. Das Land gehört zu den zehn am wenigsten entwickelten Staaten der Welt, trotz reicher Bodenschätze, und belegt Platz 108 von 180 im Korruptionsranking von Transparency International.
Diese Umstände geben Anlass zur Sorge. Sierra Leone wird zunehmend als Transitland für Drogen angesehen, was nicht nur der lokalen Bevölkerung schadet, sondern auch die staatlichen Institutionen untergräbt. Drogenhandel wird als die größte Bedrohung für das Land identifiziert und steht in engem Zusammenhang mit Waffen- und Menschenhandel sowie weit verbreiteter Korruption. Ein Bericht des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon hebt die dringende internationale Unterstützung hervor, die benötigt wird, um dem Drogenhandel entgegenzuwirken, der sich in den letzten Jahren verstärkt hat.
Ermittlungen und strafrechtliche Verfolgung
Die Ermittlungen rund um den Drogenhandel in Europa sind in vollem Gange. Ein Vorfall am Antwerpener Hafen, bei dem ein Mann in den Hafen sprang und sich hinter einem Containerschiff versteckte, führte zur Entdeckung von fast 500 kg Kokain, die zurückgelassen wurden. Eine umfassende Untersuchung wurde eingeleitet, wobei die Polizei über 20 Adressen in Belgien und den Niederlanden durchsuchte und Dutzende Verdächtige festnahm. Im Rahmen der Sky ECC-Ermittlungen zur organisierten Kriminalität wurde festgestellt, dass Leijdekkers den Auftrag gegeben hatte, einen Wachmann bewusstlos zu schlagen und in einem Container einzuschließen, bis seine Komplizen die Drogen abholten, wie VRT berichtet.
Insgesamt wurden 26 weitere Personen verurteilt, unter ihnen Flor Bressers, der zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er eine Waffe und gefälschte Nummernschilder bereitgestellt hatte. Der Prozess gegen 30 Angeklagte, der im Mai begann, ist ein weiterer Hinweis auf die ernsthaften Bemühungen der Strafverfolgungsbehörden, gegen den Drogenhandel vorzugehen.