Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und der Hochsauerlandkreis haben am 26. Februar 2025 das Nachwuchsprogramm „Land in Sicht – Ärzte für morgen“ ins Leben gerufen. Dieses Programm zielt darauf ab, die ambulante Versorgung in der Region zu stärken und auf die Attraktivität der Niederlassung in Kinder- und Hausarztpraxen aufmerksam zu machen. Angesichts eines hohen Nachwuchsbedarfs, insbesondere da 30 % der Kinderärzte und 42 % der Hausärzte im Hochsauerlandkreis älter als 60 Jahre sind, wird eine Initiative zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung dringend benötigt.
Teilnehmer des Programms haben die Möglichkeit, zwischen sechs und neun Monaten den Alltag in einer Kinder- oder Hausarztpraxis kennenzulernen. Um angehende Landärzte zu unterstützen, wird eine monatliche Förderung von 7.500 Euro bereitgestellt. Diese Förderung stammt sowohl vom Hochsauerlandkreis als auch von der KVWL. Zudem wird ein kostenloses Seminarangebot angeboten, das die Teilnehmer auf den Praxisalltag und mögliche Praxisübernahmen vorbereitet. Die Bewerbungsphase ist bereits eröffnet; Interessierte können sich unter kvwl.de/landarzt-hsk melden.
Teilnahmebedingungen und Fördergebiet
Das Fördergebiet umfasst alle kreisangehörigen Kommunen im Hochsauerlandkreis, ausgenommen die Stadt Arnsberg. Die Teilnahmebedingungen für angehende Landärzte umfassen eine abgeschlossene Facharztqualifikation in der hausärztlichen oder kinderärztlichen Versorgung, die Eintragung im Arztregister und eine maximale Altersgrenze von 55 Jahren bei Programmstart. Zudem sollten die Teilnehmer keine oder nur längere Unterbrechungen in ihrer vertragsärztlichen Tätigkeit haben und zur Vollzeittätigkeit bereit sein, wobei Teilzeit in Ausnahmefällen möglich ist.
Für Mentorenpraxen gelten ebenfalls spezifische Anforderungen. Dazu gehört, dass die Praxis in bestimmten Städten und Kommunen wie Bestwig, Brilon oder Meschede angesiedelt ist, dass ein Vollzeitbetrieb gewährleistet ist und mindestens ein Arzt mit gültiger Weiterbildungsbefugnis für Allgemeinmedizin vorhanden sein muss. Zudem sollte während der Beschäftigungszeit des Landarztstarters eine fachliche Begleitung durch die Mentorenpraxen erfolgen.
Landesweite Initiativen zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung
Das neue Programm des Hochsauerlandkreises zeigt sich im Kontext bundesweiter Herausforderungen im medizinischen Bereich, insbesondere in ländlichen Regionen. Die ambulante ärztliche Versorgung in Bundesländern wie Baden-Württemberg wird vornehmlich durch niedergelassene Vertragsärzte sichergestellt. Dennoch zeichnen sich dort und in vielen anderen Regionen Nachwuchsprobleme ab, da zahlreiche junge Ärzte in städtische Ballungsräume abwandern und die Versorgungsstruktur auf dem Land häufig nicht den Bedürfnissen der neuen Ärztegeneration angepasst ist.
In zahlreichen Bundesländern, darunter Bayern und Brandenburg, wurden bereits verschiedene Förderprogramme initiiert, um den Nachwuchs in der medizinischen Versorgung zu fördern. Diese Programme beinhalten finanzielle Zuschüsse für Praxisneugründungen, -übernahmen und für die Anstellung von Ärzten in unterversorgten Gebieten. Im Rahmen des Aktionsprogramms „Landärzte“ werden zudem Handlungsoptionen gebündelt, um die bestehenden Versorgungsstrukturen zu verbessern.
Somit wird deutlich, dass das neue Nachwuchsprogramm „Land in Sicht – Ärzte für morgen“ nicht nur eine lokal begrenzte Maßnahme ist, sondern Teil einer umfassenderen Strategie zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum ist. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren soll der hohen Nachfrage nach qualifizierten Ärzten begegnet werden.