In Kamp-Lintfort wurde eine Online-Petition mit dem Titel „Waldrodung zwischen dem Bendsteg und der Heinrichstraße stoppen“ auf change.org ins Leben gerufen. Der Hintergrund dieser Initiative ist die geplante Umnutzung eines Waldgrundstücks in Bauland durch den Eigentümer. Anwohner berichten von der Fällung zahlreicher Jungbäume und haben daraufhin beschlossen, aktiv zum Schutz des Waldes beizutragen. Innerhalb von nur drei Tagen konnte die Petition bereits über 300 Unterschriften sammeln.
Der Bürgermeister äußerte sich zu den besorgniserregenden Entwicklungen und erklärte: „Es gibt seitens der Stadt keine Pläne, im Bereich zwischen Heinrichstraße, Friedrich-Heinrich-Allee und Bendsteg Bauland zu schaffen.“ Diese Aussage wurde jedoch von vielen als unzureichend angesehen, da sie nicht als definitiver Schutz für den Wald angesehen werden kann. Um tatsächlich Bauland zu schaffen, würden Änderungen des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans benötigt, die jederzeit im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens vorgenommen werden könnten.
Waldschutz und wirtschaftliche Interessen
Die Situation in Kamp-Lintfort erinnert an ähnliche Problematiken in anderen Regionen, wie im Osten Brandenburgs, wo die Lindhorst-Gruppe plant, bis zu 370 Hektar Wald für den Bau eines großen Solarparks, eines Rechenzentrums und eines Industrie- und Gewerbegebiets zu rodenden. Hierbei sollen 200-250 Hektar für die Photovoltaikanlage genutzt werden, die das Rechenzentrum und das Gewerbegebiet mit Strom versorgen soll.
Der betroffene Wald in Brandenburg war früher ein Militärgelände und hat sich mittlerweile zu einem vielfältigen Ökosystem entwickelt. Er erfüllt zahlreiche ökologische Funktionen, darunter die Rolle als CO₂-Senke, Wasserspeicher und Kühlung der Landschaft. Zudem beherbergt er seltene Pflanzen- und Tierarten, wie Uhu, Seeadler und Schwarzstorch. Anwohner der umliegenden Dörfer befürchten durch die Rodungen negative klimatische Auswirkungen, wie Aufheizung und Trockenheit, sowie Lärm- und Schadstoffbelastungen.
Trotz des Widerstands von Umweltgruppen, wie der Initiative „Pro Wald Hohensaaten“, die eine Beförderung regenerativer Energien befürwortet, wird die Rodung von Waldflächen kritisiert. Auch der brandenburgische Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hat sich gegen das Projekt ausgesprochen, doch die endgültige Entscheidung liegt bei der Kommune. Ende 2021 stimmten Lokalpolitiker für die Erstellung eines Bebauungsplans im Sinne des Investors.
Globale Perspektiven auf den Waldschutz
Die Problematik des Waldschutzes geht über die lokale Ebene hinaus und wird im Rahmen der „Waldstrategie für 2030“ der Europäischen Union thematisiert, die den Schutz europäischer Wälder fördert. Die neuesten Studien zeigen, dass ein Gleichgewicht zwischen ökologischen und wirtschaftlichen Interessen notwendig ist, um lokalen und globalen Waldschutz erfolgreich zu gestalten. Das Beispiel Japans verdeutlicht, wie unüberlegte Umweltschutzmaßnahmen in der Vergangenheit negative Auswirkungen anderswo zur Folge hatten.
Die gesammelten Erkenntnisse legen nahe, dass Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung in Einklang gebracht werden müssen. Der Ausgang der aktuellen Initiativen und die Reaktionen der beteiligten Akteure könnten somit nicht nur für den Wald in Kamp-Lintfort entscheidend sein, sondern auch Hinweise geben, wie lokale Umweltschutzmaßnahmen effektiv und nachhaltig gestaltet werden können.