Am 13. März 2025 wurde in der Synagoge in Bad Kreuznach eine bedeutende Dauerausstellung eröffnet, die sich dem jüdischen Leben in Deutschland über einen Zeitraum von 1700 Jahren widmet. Die Jüdische Gemeinde Bad Kreuznach ist seit 1947 ein fester Bestandteil der Stadt und hat mit dieser Ausstellung die Geschichte jüdischer Menschen in Bad Kreuznach seit dem 13. Jahrhundert aufbereitet. Der Festakt zur Eröffnung wurde von den Veranstaltern als „Besuch bei Freunden“ für die Festgäste beschrieben, was die freundliche Atmosphäre unterstrich und die Wichtigkeit des Ereignisses für die lokale Gemeinschaft betonte. Die Ausstellung ist ein Schritt zur Würdigung der jüdischen Tradition und Geschichte vor dem Hintergrund des Antisemitismus, der bis heute ein zentrales gesellschaftliches Problem darstellt und historische Wurzeln hat.
Der Antisemitismus in Deutschland hat eine lange und komplexe Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht, wobei christlich geprägte Feindschaften gegen Juden über Jahrhunderte hinweg bestanden. Nach dem Holocaust, bei dem die Vernichtung der Juden zum Staatszweck erklärt wurde, entstanden neue Formen des Antisemitismus. Diese nach dem Krieg auftretenden antisemitischen Einstellungen, die oft als sekundärer Antisemitismus bezeichnet werden, sind häufig mit Verdrängung und Schuldumkehr verbunden. Historisch gesehen, fand dieser antijüdische Diskurs auch nach der Einweihung der neuen Synagoge in Köln durch Bundeskanzler Adenauer im Jahr 1959 seinen Ausdruck, als diese erneut Ziel rechter Gewalt wurde und mit Hakenkreuzen sowie dem Slogan „Juden raus“ beschmiert wurde.
Die Entwicklung des Antisemitismus und seine sozialen Ursachen
Im 19. und 20. Jahrhundert war die Beziehung zwischen proletarischer Emanzipation und Antisemitismus komplex und oft konträr. Sowohl die Arbeiterklasse als auch Juden erlebten Benachteiligung in der bürgerlichen Gesellschaft. Die materielle Not der Juden, die in Ghettos lebten, war vergleichbar mit der Lebenssituation der Arbeiterklasse. In dieser Zeit formierte sich in West- und Mitteleuropa ein jüdisches Bürgertum, das Wohlstand erlangte und Rechtsgleichheit forderte, ohne jedoch die Gesellschaft als Ganzes in Frage zu stellen.
Die deutsche Arbeiterbewegung entwickelte sich parallel zu den historischen Zäsuren in Deutschland. 1875 wurde die Sozialistische Arbeiterpartei gegründet, die 1890 zur SPD wurde. Der Aufstieg des organisierten Antisemitismus fiel dabei mit den Wirtschaftskrisen zwischen den 1870er und 1890er Jahren zusammen. In ökonomisch prosperierenden Phasen bis zum Ersten Weltkrieg trat Antisemitismus oft hinter nationalistischen Strömungen zurück. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs nahmen antisemitische Vorurteile und Angriffe, auch auf prominente jüdische SPD-Funktionäre, bedrohlich zu.
Kritik und Widerstand gegen Antisemitismus
Die Sozialdemokratie mit zukunftsorientierten Denker:innen wie August Bebel und Friedrich Engels erkannte die Gefahren des Antisemitismus. Bebel kritisierte ihn als reaktionär und als Ablenkung von den bestehenden sozialen Missständen. Während die SPD die Antisemitismusproblematik oft als vorübergehendes Phänomen ansah, das mit der Fortentwicklung des Kapitalismus verschwinden würde, erlebte sie zunehmend interne Spannungen, insbesondere während der Weimarer Republik. Dort trat die KPD in Opposition zur Weimarer Republik und hatte auch einen Zuwachs an jüdischen Mitgliedern, die die Verhältnisse kritisch hinterfragten.
Antisemitismus in Deutschland ist auch in der heutigen Zeit ein drängendes Thema. Eine Zunahme antisemitischer Vorfälle wurde in den letzten Jahrzehnten festgestellt, die häufig von Einzeltätern ausgehen, die sich über soziale Medien radikalisiert haben. Empirische Studien zeigen, dass antisemitische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet sind. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von Initiativen gegen Antisemitismus, die seit den 1950er Jahren gegründet wurden, und die fortwährenden Anstrengungen, das Bewusstsein für diese Thematik in der Gesellschaft zu schärfen.