Im Kölner Stadtverkehr häufen sich die Berichte über Unfälle, an denen die Busse der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) beteiligt sind. Dies stellt eine alarmierende Entwicklung dar, die nicht nur die Sicherheit der Fahrgäste gefährdet, sondern auch die Belastungen für die Busfahrer erhöhen könnte. Am 24. September 2022 ereignete sich ein schwerer Unfall im Stadtteil Buchforst, bei dem ein 10-jähriges Mädchen schwer verletzt wurde, als es mit seinem Tretroller die Waldecker Straße überqueren wollte. Der 55-jährige Busfahrer konnte nicht rechtzeitig bremsen und überfuhr den Roller. Das Mädchen erlitt gravierende Kopfverletzungen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. An der Unfallstelle wurden die Augenzeugen von Seelsorgern betreut, um sie bei der Verarbeitung des Traumas zu unterstützen.
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 78 Unfälle registriert, bei denen KVB-Linienbusse beteiligt waren. Dies ist die höchste Zahl an Busunfällen seit Jahren. Zum Vergleich: 2020 waren es nur 48 und 2021 bereits 64 Unfälle. Die Zahl der Verletzten steigt ebenfalls: nach 60 verletzten Personen im Jahr 2020 waren es 96 im Jahr 2021 und 109 im Jahr 2022, wobei auch Fahrgäste berücksichtigt werden, die sich bei abrupten Bremsungen verletzen. Im Oktober 2022 kam es beispielsweise zu einem Vorfall, bei dem neun Fahrgäste aufgrund einer Notbremsung verletzt wurden. Die genauen Gründe für die steigenden Unfallzahlen sind laut KVB-Sprecher noch unklar, jedoch wird vermutet, dass der zunehmende Verkehr und die gestiegene Komplexität der Verkehrssituation in Köln eine Rolle spielen. Darüber hinaus betont der KVB, dass Busfahrer in vorausschauendem Fahren geschult werden, um Unfälle zu vermeiden und die Sicherheit zu erhöhen.
Psychische Belastungen der Busfahrer
In diesem Zusammenhang sei auch auf die psychischen Belastungen hingewiesen, die Busfahrerinnen und Busfahrer im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu tragen haben. Das Forschungsprojekt F2038 der BAuA belegt, dass die psychische Belastung bei Busfahrern zu mehr krankheitsbedingten Ausfalltagen führt als in vielen anderen Branchen. Zu diesen Belastungen zählen unter anderem die Schichtarbeit, unregelmäßige Arbeitszeiten, die ständige Konfrontation mit Lärm und Abgasen sowie Konfliktsituationen mit Fahrgästen.
Besonders innerstädtisches Buspersonal zeigt eine erhöhte Morbidität und leidet häufig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparates. Diese Belastungen können zu Bluthochdruck und Stress führen, was die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und damit auch von Unfällen im Verkehr erhöhen kann. Dabei ist es entscheidend, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Unternehmen, die die psychische Belastung ihrer Mitarbeiter ermitteln und gezielte Gegenmaßnahmen festlegen, können nicht nur die Gesundheit ihrer Fahrer fördern, sondern auch die allgemeine Verkehrssicherheit verbessern.
Eskalation von Gewalt im Nahverkehr
Zu den Herausforderungen im Kölner Nahverkehr gehört nicht nur die Unfallgefahr, sondern auch eine zunehmende Gewaltbereitschaft unter Fahrgästen. Ein Beispiel hierfür ist eine Messerattacke, die sich am 9. Dezember 2024 in einem KVB-Bus ereignete. Der Angreifer, ein 52-jähriger Mann mit psychischen Auffälligkeiten, geriet während einer Auseinandersetzung mit einem 53-jährigen Busfahrer gewalttätig. Der Fahrer bremste sofort und öffnete die Türen, um den Fahrgästen die Flucht zu ermöglichen. Ein 66-jähriger Passagier stürzte während des Vorfalls und zog sich Prellungen zu. Die Polizei konnte den Tatverdächtigen schnell überwältigen und stellte ein Messer sowie Pfefferspray sicher. Aufgrund seines psychischen Zustands wurde der Mann in eine Klinik gebracht, während die Ermittlungen weitergehen.
Diese Vorfälle verdeutlichen die Vielfalt der Risiken im Kölner Nahverkehr und unterstreichen die Notwendigkeit, sowohl die Sicherheit der Fahrgäste als auch die Gesundheit der Busfahrer zu gewährleisten. Um den Herausforderungen der steigenden Unfallzahlen und der Gewalt im Nahverkehr gerecht zu werden, ist ein integrierter Ansatz erforderlich, der sowohl Verkehrssicherheit als auch die psychische Gesundheit der Beschäftigten in den Fokus nimmt.