Mohamed Bousaaidi, ein ehemaliger Drogendealer, hat mit seinem Projekt „Aruon“ eine Initiative ins Leben gerufen, die obdachlosen und drogenabhängigen Menschen in Frankfurt und darüber hinaus Unterstützung bietet. rheinische-anzeigenblaetter.de berichtet, dass Bousaaidi empathische Videos unter dem TikTok-Namen „m069“ streamt. Seine Livestreams sind mehr als nur Unterhaltungsangebote: Sie haben sich zu einer Selbsthilfegruppe entwickelt, die hunderten von Betroffenen Unterstützung und Gemeinschaft bietet.
Täglich werden seine Videos von 500 bis 1.000 Menschen angesehen, und sein Kanal hat mittlerweile 26.000 Follower. Diese Follower leisten wertvolle Hilfe, indem sie Kleidung, Geld und Tierfutter für die Bedürftigen spenden. Bousaaidi selbst hat eine Sucht überwunden und setzt sich dafür ein, anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, zu helfen. Sein Projekt wurde 2022 gegründet und wird von 90 ehrenamtlichen Helfern in Deutschland unterstützt.
Hilfe für Obdachlose in mehreren Städten
Das Projekt „Aruon“ richtet sich hauptsächlich an das Frankfurter Bahnhofsviertel, wo es als ein Netzwerk fungiert, das Halt und Struktur für Betroffene bietet. Unterstützer helfen bei Behördengängen sowie der Anmeldung in Entgiftungs- und Therapieeinrichtungen. In Städten wie Hamburg und Köln wird die Unterstützung ebenfalls angeboten, wobei das Team in Köln aus 13 ehrenamtlichen Helfern besteht, die von Bianca Bessler, einer ehemaligen Betroffenen, geleitet werden.
Diese Helfer begegnen den Obdachlosen auf Augenhöhe und bauen Vertrauen auf. Während sie Hilfe bei Anträgen zur Suchttherapie leisten, betonen sie, dass sie nicht als Ersatz für professionelle Sozialarbeiter fungieren. Letztere warnen jedoch auch vor der Notwendigkeit ausgebildeter Fachkräfte in der Sozialarbeit. Trotz der guten Absichten des „Aruon“-Teams erfahren sie oft Rückschläge durch soziale Einrichtungen, die den Entgiftungsprozess von Klienten stören können, was die Suchtüberwindung erschwert.
Förderung und Herausforderungen
Die Initiative lebt von eigenen Mitteln sowie Spenden und Bousaaidi strebt eine Kooperation mit professionellen Einrichtungen an. Er möchte, dass Obdachlose nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen werden und primär Wert auf deren Wahrnehmung und Zugehörigkeit legt. Dabei trifft er auf strukturelle Herausforderungen, die die Arbeit stark behindern können. In der Vergangenheit kam es vor, dass städtische Sozialarbeiter Einfluss auf die Entgiftung eines Klienten nahmen, was dessen Fortschritte gefährdete.
Zusätzlich sehen sich Initiativen wie „Aruon“ oft Schwierigkeiten hinsichtlich der finanziellen Unterstützung gegenüber. Zuwendungen von städtischen oder gesetzlichen Instituten sind für Selbsthilfegruppen oft nur eingeschränkt möglich. Laut dhs.de können Anträge für finanzielle Zuschüsse von den Selbsthilfegruppen gestellt werden, jedoch müssen diese einen engen Bezug zur Rehabilitation und Integration in die Gesellschaft aufweisen. Der Prozess zur Beantragung solcher Förderungen ist von Richtlinien und Verordnungen abhängig, was weitere Herausforderungen für die Initiatoren mit sich bringt.
Bousaaidi und sein Team haben die Hoffnung, dass die Bedeutung ihrer Arbeit und die positiven Effekte für die Betroffenen auch von der Stadt anerkannt werden. In einem geplanten Gespräch mit dem Bürgermeister soll die Zukunft von „Aruon“ und die Unterstützung durch die Stadt thematisiert werden, um eine nachhaltige Lösung zu finden, die im Sinne der Betroffenen wirkt.