Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland, mit nahezu 55.000 neuen Fällen pro Jahr. Die maßgebliche Behandlungsmethode ist die chirurgische Entfernung des Tumors. Doch viele Patienten haben mit anhaltenden Verdauungsbeeinträchtigungen zu kämpfen, die über Jahre hinweg bestehen bleiben können. Um die Lebensqualität dieser Betroffenen zu verbessern, haben Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und an der Uniklinik Köln die LEONORA-Studie ins Leben gerufen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt dieses Projekt mit rund 700.000 Euro.
Nach einer Darmkrebsoperation leiden viele Patienten unter ernsten Verdauungsproblemen, wie chronischem Durchfall und Verstopfung, die oft von Schmerzen begleitet werden. Diese Beeinträchtigungen verschärfen sich häufig durch die Nachbehandlung, die häufig eine Antibiotikabehandlung und Chemotherapie umfasst. Diese Therapien haben nicht nur Einfluss auf die Tumorbekämpfung, sondern auch auf die gesunde Darmflora, die für das Immunsystem des Menschen von essenzieller Bedeutung ist. Eine gesunde Darmflora kann Infektionen verhindern, die insbesondere nach einer Operation auftreten können.
Ziele der LEONORA-Studie
Die LEONORA-Studie zielt darauf ab, neue therapeutische Methoden zu evaluieren, indem sie Synbiotika einsetzt, die aus lebenden Mikroorganismen und Nahrungsstoffen bestehen. Um das zu erreichen, werden 206 Darmkrebspatienten aus 12 deutschen Kliniken in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhält über einen Zeitraum von 12 Wochen täglich eine Kapsel mit einer Mischung aus 50 Milliarden koloniebildenden Einheiten von 12 Bakterienstämmen, ergänzt durch ein Prebiotikum (Inulin). Die Kontrollgruppe erhält ein Placebo, das keinen Einfluss auf das Mikrobiom hat.
Die Hauptziele der Studie umfassen die Verbesserung der gastrointestinalen Lebensqualität sowie die Erfassung weiterer Gesundheitsaspekte. Dazu zählen die Erhebung von Entzündungsparametern, Metaboliten im Blut und Infektionsraten. Auch die Rückfallrate des Darmkrebses wird analysiert. Um die Auswirkungen auf das Mikrobiom der Patienten zu untersuchen, werden Stuhlproben gesammelt.
Zusammenhang zwischen Mikrobiom und Gesundheit
Der menschliche Körper setzt sich aus etwa 30 Billionen Zellen zusammen, die von ebenso vielen Mikroben besiedelt werden. Dieses Mikrobiom spielt eine zentrale Rolle in der Gesundheit und kann erheblichen Einfluss auf den Stoffwechsel, das Wachstum und die Immunantwort haben. Die Zusammensetzung des Mikrobioms variiert individuell und ist durch die Ernährung beeinflusst. Frühere Studien haben gezeigt, dass Synbiotika postoperative Infektionen, Durchfall und Entzündungen signifikant reduzieren können. Trotz dieser Erkenntnisse mangelt es an umfassenden Daten hinsichtlich der gastrointestinalen Lebensqualität und der Überlebenszeit.
Abgesehen von den therapeutischen Ansätzen der LEONORA-Studie beschäftigt sich das Projekt PerMiCCion mit den Einflussfaktoren auf Darmkrebs, insbesondere bei jungen Erwachsenen. Es werden sozioökonomische Faktoren, Lebensstil und die Mikrobiota untersucht, um Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität, Prävention und Diagnostik zu entwickeln.
Durch die Kombination dieser Forschungsansätze wird eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Onkologie, Ernährungswissenschaften, Mikrobiologie und Datenwissenschaft gefördert, um innovative und wirksame Therapien für Darmkrebspatienten zu entwickeln.
Die LEONORA-Studie und ähnliche Projekte geben Hoffnung auf eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität von Darmkrebspatienten. Zudem könnte ein besseres Verständnis des Mikrobioms zu Fortschritten in der Behandlung dieser häufigen Krankheit führen.