In Krefeld hat die größte Forschungsbohrung zur Geothermienutzung in Nordrhein-Westfalen begonnen, die vom Geologischen Dienst NRW (GD NRW) initiiert wurde. Diese bedeutende Maßnahme findet im Stadtteil Kempener Feld statt und zielt darauf ab, die unterirdischen Kalksteinschichten zu erkunden. Der neue Bohrturm, der als Wahrzeichen der Geothermieprojektierung gilt, misst 17 Meter in der Höhe und wiegt 28 Tonnen. Ein Kran hebt dabei große, zusammensetzbare Bohrer zur Turmkonstruktion.
Die Bohrarbeiten laufen Tag und Nacht, um die angestrebten Ziele schnell zu erreichen. Um die Anwohner vor den Geräuschen zu schützen, wurden Lärmschutzwände mit einer Höhe von bis zu zehn Metern installiert. Diese Arbeiten sind ein entscheidender Schritt im Rahmen des Landesprogramms „Masterplan Geothermie NRW“, welches bis zum Jahr 2045 rund 20 Prozent des Wärmebedarfs des Landes durch Geothermie zu decken beabsichtigt.
Ziele der Bohrung
Die Bohrung zielt darauf ab, die Gesteinsschicht des Kohlenkalks zu erreichen, die vor 363 bis 340 Millionen Jahren entstanden ist. Diese Schicht ist von besonderem Interesse, weil sie potenziell wasserführend sein kann und somit für die Nutzung durch geothermische Anlagen geeignet ist. Die Bohrung wird in einer Tiefe von 400 bis 700 Metern erwartet, wobei die Bohranlage bis zu 1.000 Meter tief bohren kann. In der Vergangenheit sind bereits andere Bohrungen in Krefeld durchgeführt worden, wie die Bohrung GLA 1/2 im Jahr 1987, die Kohlenkalk in etwa 280 Metern Tiefe traf.
Seismische Messungen im Herbst 2022 haben gezeigt, dass der Kohlenkalk nach Nordosten in die Tiefe abtaucht. Daher wird bei der aktuellen Bohrung ein Vertreter dieses Gesteins für die Region erwartet, mit einer Mächtigkeit von über 300 Metern. Die Ergebnisse dieser Bohrung sind nicht nur für Krefeld, sondern können auch auf umliegende Gebiete übertragen werden, was die Bedeutung dieser Forschungen verstärkt.
Das Potenzial der Geothermie
Geothermie bezieht sich auf die unterhalb der Erdoberfläche gespeicherte Wärmeenergie und hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. In Mitteleuropa steigt die Temperatur in der Regel um etwa drei Grad pro 100 Meter Tiefe. In einer Tiefe von 1.000 Metern kann Wasser schon Temperaturen von etwa 40 Grad Celsius erreichen. Diese Erdwärme gilt als unerschöpflich und könnte für die Industrie, kommunale Fernwärmenetze sowie zur Beheizung von Wohnhäusern genutzt werden.
Momentan wird in Nordrhein-Westfalen vorwiegend oberflächennahe Geothermie genutzt, während die Planungen für die Tiefengeothermie insbesondere in Münster am weitesten fortgeschritten sind. Krefelds Umweltdezernentin Sabine Lauxen hat betont, dass Geothermie eine wichtige Energiequelle für die Klimaneutralität der Stadt darstellen kann.
Die aktuellen Forschungsbohrungen in Krefeld sind die tiefsten, die der Geologische Dienst NRW bisher durchgeführt hat. Die Arbeiten sollen für einen Zeitraum von acht bis zwölf Wochen andauern. Danach werden die gewonnenen Bohrkerne sorgfältig untersucht, um aussagekräftige Daten über die geologischen Verhältnisse zu erhalten. Nach Abschluss der Bohrarbeiten wird das Bohrloch wieder verfüllt. Die Informationen aus dieser Bohrung sind entscheidend für die zukünftige Nutzung der Geothermie in der Region. Zudem werden am Bohrstandort Führungen für Interessierte angeboten, um den Bürgern das Projekt näher zu bringen.
Für weitere Informationen über das Projekt können Sie WDR, GeoWärme NRW und Welt besuchen.