Im nächsten Jahr, nach dem Vorfall im April 2023, bleibt der räuberische Diebstahl einer elektrischen Zahnbürste in einem E-Center in Minden (Kreis Minden-Lübbecke) nicht ohne Nachwirkungen. Der Vorfall, der von einem Mitarbeiter über eine Überwachungskamera beobachtet wurde, zeigt ein zunehmendes Problem mit Ladendiebstählen in Deutschland.
Der Unbekannte nahm sich während seines Aufenthalts im Einkaufsmarkt an der Königstraße eine elektrische Zahnbürste und versteckte diese in seiner Kleidung. Als er an der Selbstbedienungskasse lediglich ein Getränk und eine Tüte Chips bezahlte, fiel das verdächtige Verhalten des Mannes dem Sicherheitsbeauftragten auf. Dieser sprach den Dieb an und führte ihn in einen weniger frequentierten Bereich des Geschäfts.
Tatablauf und Flucht des Täters
Der Täter, der als etwa 30 bis 35 Jahre alt und mit dunklem Haar sowie einem Kinnbart beschrieben wird, wehrte sich vehement gegen die Feststellung seiner Personalien. Im Handgemenge mit dem Ladendetektiv, der ihm die Kapuzenjacke entreißen konnte, verletzte der Mann den Mitarbeiter leicht und flüchtete danach obertäuflich mit der gestohlenen Zahnbürste. Er verließ das Geschäft in Richtung Königstraße, wo er in ein helles Fahrzeug stieg und mit mehreren weiteren Personen davonfuhr. Die Polizei bittet um Hinweise zu seinem Aufenthaltsort und erhofft sich Unterstützung aus der Bevölkerung. Hinweise können unter der Telefonnummer (0571) 88660 oder (0571) 8866-0 übermittelt werden.
Die Aufnahmen des Vorfalls werden nach einem richterlichen Beschluss für eine Öffentlichkeitsfahndung verwendet, um den Täter zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen.
Zunehmende Zahl von Ladendiebstählen in Deutschland
Der Vorfall in Minden ist nicht isoliert. Die Zahl der Ladendiebstähle in Deutschland hat einen besorgniserregenden Anstieg erfahren. Im Jahr 2022 verzeichnete die Polizei eine Steigerung der angezeigten Fälle um 34,3 Prozent. Dies entspricht fast 345.000 ausgeführten Diebstählen, was 5,8 Prozent über dem Niveau von vor der Corona-Pandemie liegt. Der Handelsverband Deutschland (HDE) äußert, dass die allgemeinen Diebstahlszahlen als Rückkehr zur Normalität interpretiert werden, nachdem diese in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund von Ladenschließungen gesunken waren.
Die Verluste des Einzelhandels durch Diebstähle betrugen 2022 insgesamt rund 3,7 Milliarden Euro, was im Vergleich zu 2021 einem Anstieg von 15 Prozent entspricht. Besonders besorgniserregend ist der Einfluss von Preissteigerungen auf die Kriminalität. EHI-Experte Frank Horst weist darauf hin, dass höhere Preise die Diebstahlbereitschaft erhöhen könnten.
Ein bedeutender Anteil der Diebstähle entfällt auf Kunden. Die Diebstähle werden häufig von professionellen Diebesbanden durchgeführt, die mit sehr effizienter Arbeitsteilung agieren. Der Löwenanteil der Verlustsumme von über 2,4 Milliarden Euro entfiel auf Kunden, während Diebstähle durch Angestellte etwa 920 Millionen Euro betrugen.
In diesem Kontext sind Vorfälle wie der in Minden nicht nur Einzelfälle, sondern spiegeln ein größeres Problem wider. Die Behörden sind gefordert, nicht nur die Täter zur Verantwortung zu ziehen, sondern auch präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit im Einzelhandel zu gewährleisten.