Am 16. Januar 2025 blickt die Gemeinde Mönchengladbach erneut auf den tragischen Fall der 13-jährigen Emily zurück, die im Sommer 2019 während einer Klassenfahrt nach London starb. Ihr Vater, Kay Schierwagen, beschreibt den Jahrestag zwar als einen „sehr guten Tag“, jedoch bleibt der Grund für die Trauer unvergessen. Emily litt seit ihrem 6. Lebensjahr an Typ-1-Diabetes und klagte kurz nach der Ankunft in London über Übelkeit. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends.
Während der Klassenfahrt gaben Mitschülerinnen immer wieder Bescheid, dass es Emily nicht gut ging. Doch die Reaktion der Lehrerinnen ließ auf sich warten. Ein Umstand, den Schierwagen nicht nachvollziehen kann: „Wenn die Lehrer früher reagiert hätten, würde Emily jetzt leben“, äußerte er sich überzeugt. Am Ende starb Emily an einem Herzinfarkt, der durch Insulinmangel verursacht wurde.
Gerichtsurteil und Verantwortlichkeit
Der Fall nahm juristische Dimensionen an, als das Landgericht Mönchengladbach die beiden Lehrerinnen wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen verurteilte. Die 60-jährige Lehrerin Anna A. muss eine Geldstrafe von 23.400 Euro zahlen, während die 34-jährige Lehrerin Marina M. mit 7.200 Euro davonkommt. ZDF berichtet, dass die Lehrerinnen sich vor der Klassenfahrt im Juni 2019 nicht schriftlich über die Vorerkrankungen der Schüler informiert hatten.
Da Emily regelmäßig Insulin benötigte, sollte die Information über ihren Diabetes bekannt sein. Ironischerweise waren die Eltern und Emily selbst nicht auf die Erkrankung aufmerksam geworden. Während der Fahrt verschlechterte sich ihr Zustand zusehends, und Schüler informierten die Lehrerinnen über ihre Beschwerden. Trotzdem geschah nicht genug.
Klinische Umstände und Nachwirkungen
Emily starb am 30. Juni 2019 in einem Krankenhaus in London. Ihr lebensbedrohlicher Zustand war das Resultat einer schweren diabetischen Ketoazidose, die durch ihre ungeeignete Blutzuckerregulation entstanden war. Laut diabetes-anker konnte ihr Tod mit hoher Wahrscheinlichkeit vermieden werden, wenn ihre Erkrankung rechtzeitig erkannt worden wäre. Während des Prozesses erklärte eine Gutachterin, dass die Lehrerinnen von Emilys Diabetes erst kurz vor Eintreffen der Rettungskräfte erfuhren.
Zeugen berichteten von einem besorgniserregenden Zustand Emilys bereits am ersten Tag der Reise. Die Lehrerinnen übertrugen die Betreuung an zwei Mitschülerinnen, die sich dabei überfordert fühlten. Schließlich erhielt Emily am Abreisetag medizinische Hilfe, als sie kaum noch ansprechbar war. Rettungskräfte stellten bei ihrer Ankunft einen Blutzuckerwert von über 1400 mg/dl fest.
Das Urteil der beiden Lehrerinnen ist indes noch nicht rechtskräftig, da beide Revision eingelegt haben. Kay Schierwagen hebt hervor, dass das Urteil richtungsweisend sei, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Der Fall bleibt ein bewegendes Beispiel für die lebensentscheidenden Folgen von Aufsichtspflicht und Verantwortung in Schulen.