Im Rahmen des Forschungsprojekts ROBUST wird der innovative Einsatz humanoider Roboter in Pflegeeinrichtungen untersucht. Ziel des Projekts, das von einem Konsortium unter der Leitung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) gefördert wird, ist die Entwicklung robotik-basierter Unterstützungsmaßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen. ROBUST steht für „Robotik-basierte Unterstützung von Prävention und Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen“ und involviert Partner wie die Fachhochschule Kiel, die Gesellschaft für digitalisierte und nachhaltige Zusammenarbeit Siegen (DNZ) sowie mehrere Pflegeeinrichtungen der Diakonie und der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe.
Das Projekt begann mit der Entwicklung von Einsatzszenarien für den humanoiden Roboter „Charlie“, der dreimal pro Woche in die Pflegeeinrichtungen integriert wurde. Zunächst mussten die Betreuungskräfte Berührungsängste überwinden, was ihnen jedoch schnell gelang. Bewohnerinnen und Bewohner reagierten äußerst positiv auf die Interaktionen mit Charlie, der sie zu Bewegungsübungen motivierte und Quizfragen stellten konnte. Diese gezielte Förderung psychischer und physischer Aktivitäten zeigt sich in einer Langzeituntersuchung über drei Jahre, die Interviews, Gruppendiskussionen und Beobachtungen umfasst.
Das Potenzial humanoider Roboter in der Pflege
Eine aktuelle quantitative Untersuchung im Rahmen von ROBUST belegte die gesundheitsförderlichen Effekte des Robotereinsatzes. Viele Bewohner berichteten von einem verringerten Gefühl der Einsamkeit, erhöhter Bewegung sowie dem Spaß an den Interaktionen mit dem Roboter. „Charlie“ hat sich mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Wochenplanung im Pflegezentrum Travetal entwickelt. Das Zentrum plant zudem den Einsatz des Roboters in vier weiteren Pflegeeinrichtungen in Lübeck.
Ein weiterer zentraler Aspekt des Projekts ist der Einsatz des humanoiden Roboters Pepper als sozio-technisches System, der ebenfalls in verschiedenen Interventionen und Anwendungen ausprobiert wird. Diese neuen Anwendungen werden im Dialog mit den beteiligten Akteuren entwickelt und evaluiert, um sicherzustellen, dass sie nachhaltig den Zielgruppen zur Verfügung stehen. Die Hauptzielgruppe umfasst nicht nur pflegebedürftige Menschen, sondern auch deren Angehörige, Pflegefachkräfte sowie externe therapeutische Fachkräfte.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Zukunftsperspektiven
Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die entwickelten Interventionen zur Gesundheitsförderung in der Pflege nicht nur auf die spezifischen Einrichtungen beschränkt bleiben, sondern auch auf andere Pflegeeinrichtungen übertragbar sind. Dabei werden Standards in der Praxis etabliert, um die nachhaltige Anwendung dieser Interventionen zu fördern. Die Herausforderungen, die mit der Integration unterschiedlicher Sicht- und Arbeitsweisen entstehen, werden sorgfältig beachtet, ebenso die ethischen Richtlinien und der Datenschutz.
Professorin Gaby Lenz von der Fachhochschule Kiel hebt hervor, dass der Einsatz humanoider Roboter in Pflegeheimen nicht nur die mentale und physische Gesundheit der Bewohner verbessert, sondern auch den Mitarbeitenden hilft, ihre Aufgaben effizienter zu erfüllen. Das Projekt ROBUST wird abschließend in einem Bericht zusammengefasst, der online veröffentlicht wird, um anderen Einrichtungen wertvolle Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen und den Einsatz der Robotik in der Pflege weiter voranzutreiben.