In der Paderborner Stadtgeschichte hat ein neu entdecktes Foto eine besondere Rolle eingenommen. Das Bild, das die Mariensäule im Jahr 1862 zeigt, ist nun im Stadt- und Kreisarchiv Paderborn registriert worden. Es gehört zu den ältesten bekannten Darstellungen dieser ikonischen Säule, die im Zusammenhang mit dem Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens, verkündet 1854, steht. Die Mariensäule selbst wurde am 8. Dezember 1861 eingeweiht und gilt als wichtiges Denkmal der Stadt.
Die fotografische Darstellung beträgt 6,2 x 10 cm und ist auf Karton von etwa 7 x 11 cm als sogenannte Carte de Visite montiert. Diese Fototechnik, die 1854 patentiert wurde, machte Fotografien weit verbreitet und zugänglicher. Archivar Andreas Gaidt vermutet, dass es sich bei diesem Bild um das erste sei, das die Mariensäule in Kombination mit dem Gebäude Marienplatz 12 zeigt.
Die Urheber des Bildes
Wilhelm Köppelmann und Carl Willcke, beide Paderborner Fotografen, werden als mögliche Urheber des Fotos gehandelt. Köppelmann wählte 1851 Paderborn als seine Heimat und eröffnete 1863 ein Atelier an der Rosenstraße, während Willcke, der 1862 nach Paderborn kam, sein Atelier direkt am Marienplatz betrieb. Letzteres befand sich in unmittelbarer Nähe zur Mariensäule, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass er der Fotograf des Bildes ist.
Das Foto könnte gegen Ende des Jahres 1862 aufgenommen worden sein – eine Extrapolation, die durch die Bäume im Hintergrund gestützt wird. Historische Aufzeichnungen belegen, dass die Stadtansichten in Paderborn erst ab 1869 allgemein angeboten wurden, mit der Ausnahme der Mariensäule. Die Entstehungszeit des Bildes deutet somit auf die Schaffenskraft von Willcke hin, zumal er erst 1871 verstarb und sein Atelier 1869 den Besitzer wechselte.
Das Archiv und zukünftige Projekte
Das Stadt- und Kreisarchiv Paderborn hat in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte bei der Digitalisierung seiner Sammlungen gemacht. Im Herbst 2019 wird eine Ausstellung über „Frühe Fotografen / Fotografien aus Stadt und Kreis Paderborn“ im Kreishaus Paderborn stattfinden. Diese wird einen weiteren Blick in die fotografische Vergangenheit der Region und die Arbeiten von Fotografen wie Friedrich Hundt, der in Paderborn tätig war, gewähren. Unterdessen bleibt die Suche nach weiteren historischen Fotografien und deren Urhebern ein zentrales Anliegen des Archivs.
Das Archiv enthält möglicherweise weitere ältere Ansichten der Stadt, allerdings nur als Reproduktionen. Eine von 1942 datierte Reproduktion setzt die Vorlage um 1870 an, die als Daguerreotypie ausgeführt sein könnte. Die Archivare prüfen…
Die Entdeckung des 1862 aufgenommenen Fotos der Mariensäule und die geplanten Ausstellungen zeigen das Bemühen um die Bewahrung und Präsentation des historischen Erbes von Paderborn. Zu den bemerkenswerten Publikationen über die Geschichte der Stadt gehört das Buch „Paderborn in der Weimarer Republik 1918-1930“ von Detlef Grothmann, das bereits einen bedeutenden Beitrag zur Dokumentation der Stadtgeschichte leistet. Der Verlag, der diese und andere Werke herausgibt, ist die Bonifatius Druck, die eng mit der Stadtgeschichte verbunden ist.
Die Entwicklung der Stadt Paderborn, insbesondere im Bereich der Fotografie, ist nicht nur faszinierend, sondern dokumentiert auch die gesellschaftlichen Veränderungen, die die Region im 19. und 20. Jahrhundert geprägt haben.