Ein Vereinsfunktionär des A-Kreisligisten Sportfreunde Habinghorst/Dingen steht im Mittelpunkt eines skandalösen Vorfalls. Wie Reviersport berichtet, kursiert ein WhatsApp-Video in der Amateurfußball-Szene, das den Funktionär zeigt, wie er muslimische Menschen als „Ratten“ beschimpft. Das Video wurde von einem Spieler des Vereins in einer internen Gruppe geteilt, wobei Bilder der Justizvollzugsanstalt in Castrop-Rauxel eingeblendet werden.
Die gegen den Funktionär erhobenen Vorwürfe sind brisant. Obwohl dieser die Anschuldigungen vehement bestreitet und angibt, kein Wissen über das Video zu haben, hat der Verein ihn mittlerweile identifiziert und seine Mitgliedschaft sowie sein Vorstandsmandat schriftlich gekündigt. Klaus Holzner, Vorsitzender des Vereins, äußerte sich schockiert über die Vorfälle und verwies auf frühere rassistische Äußerungen des Mannes.
Vereinsreaktion und Spielerproteste
Der Vorstand von Sportfreunde Habinghorst/Dingen hatte dem Funktionär bereits zuvor deutlich gemacht, dass rassistisches Gedankengut nicht toleriert wird. Angesichts der Tatsache, dass die Mannschaft größtenteils aus muslimischen Spielern besteht, die sich im Fastenmonat Ramadan befinden, war eine drohende Spielverweigerung im Raum. Laut Holzner erwogen die Spieler vor einem wichtigen Match gegen Wacker Obercastrop II, nicht anzutreten, entschieden sich jedoch letztendlich dafür, das Spiel durchzuführen.
Das Video wurde nach seinem ursprünglichen Teilen schnell wieder offline genommen, doch die Wellen schlagen nach wie vor hoch. Der Vorfall wirft darüber hinaus grundlegende Fragen zur Haltung im deutschen Fußball auf, insbesondere in Bezug auf Rassismus und Diskriminierung.
Ein breiteres Problem im Fußball
In einem breiteren Kontext wird immer wieder die Notwendigkeit von nachhaltigen Maßnahmen gegen Diskriminierung im Fußball thematisiert. Berchem, ein Kritiker der aktuellen Situation, bemängelt die fehlenden konzertierten Aktionen im Sport und fordert Unterstützung vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für diese Bemühungen. Auch eine Umfrage der Humboldt-Universität zeigt, dass zwar viele Vorstände sich für diskriminierte Gruppen engagieren, aber nur ein kleiner Teil tatsächlich konkrete Maßnahmen umsetzt.
Der DFB plant, zur Euro 2024 eine Kampagne mit dem Titel „Fußballzeit ist die beste Zeit gegen Rassismus“ zu starten. Vereine können hierbei unter anderem Eckfahnen mit Antirassismusmotiven bestellen, um ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen. Dennoch sind die Zweifel an der Wirksamkeit solcher Initiativen groß. Thiam, ein ehemaliger Profi, äußert Skepsis über die Nachhaltigkeit der bestehenden Diskussionen und nennt die Erfolge von nicht-weißen Funktionären im deutschen Fußball besonders rar.
Die Geschehnisse rund um den Sportfreunde Habinghorst/Dingen sind nicht nur ein Einzelfall, sondern öffnen die Diskussion über die tief verwurzelten Herausforderungen, mit denen der Fußball in Deutschland konfrontiert ist. In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass der Vorfall sowohl bei den Verantwortlichen als auch in den Fankreisen zu einem Umdenken führt.